20200621 Fahrraddemo gegen Datteln4

Datteln 4 - stoppen wir

Fahrraddemo gegen Datteln 4
21.06.2020


Die Proteste gegen das umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4 gehen weiter. Mit einer Fahrraddemo protestierten am Sonntag Klimaaktivisten gegen das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln 4. Aufgerufen zur Demo hatte unter anderem die Dattelner Wählergemeinschaft Die Grünen. Aus sieben verschiedenen Richtungen, aus Waltrop, aus Recklinghausen, aus Oer-Erkenschwick, aus Castrop-Rauxel, aus Dortmund, aber auch aus Bochum und Münster kamen die Demonstrierenden am Mittag nach Datteln, um ihren Unmut über die Kohlepolitik der Bundesregierung zu äußern.

Eine Sprecherin des Netzwerks «Datteln 4 - stoppen wir» sprach am Nachmittag von rund 350 Teilnehmern aller Altersgruppen.

Am 2. Juli will der Deutsche Bundestag abschließend über das >Kohleausstiegsgesetz< beraten und es beschließen. Die Aktivisten machten darauf aufmerksam, dass es sich für sie nicht um ein Ausstiegs-, sondern um ein KohleEINstiegsgesetz für Kohleverstromung handele. Ein Gesetz, dass nicht nur den Betrieb von Datteln 4 ermögliche, sondern auch die Vernichtung weiterer Dörfer für den Braunkohletagebau Garzweiler II sowie die Verlängerung des menschen- und naturverachtenden Kohleabbaus unter anderem in Russland und Kolumbien.

Während der Auftakt-Kundgebung auf dem Neumarkt betonte Roland Schumann vom Klimabündnis >Datteln 4 - stoppen wir<: wir haben nur noch wenig Zeit, um die auf dem Pariser Gipfel vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Und dafür müsse auch Datteln 4, die "CO2-Dreckschleuder in Datteln", abgeschaltet werden.

Zusammen mit den zahlreichen Klimaaktivisten aus der Region umrundeten auch wir Dattelner Grüne den Neubau auf einem 13 Kilometer langen Rundkurs - auf dem Fahrrad.
In seinem Beitrag an Tor 2 hob unser Dattelner Landratskandidat Marco Zerwas hervor, dass dieses Steinkohlekraftwerk Datteln 4 nicht in Betrieb gegangen sei, weil es besonders wirtschaftlich oder gar umweltfreundlich Strom produziere, sonden nur deshalb – zumindest für 4-5 Tagen in der Woche – laufe, weil es von der Deutschen Bahn als Hauptkunden subventionier werde. Aufgrund uralter Verträge hätte sich dieser Stromkunde verpflichtet, den Strom zu Preisen abzunehmen, die um ein Vielfaches über denen der Leipziger Strombörse lägen.
Dr. Marco Zerwas, Mitglied der Fraktion der Wählergemeinschaft die Grünen im Rat der Stadt Datteln, auf der Zwischenkundgebung an Tor 2:

„Ein richtiges Debakel ist der Netzanschluss von Datteln 4 für die Deutsche Bahn. Von 1100 MW Leistung aus Datteln sind 413 MW als Bahnstrom vorgesehen. Die Bahn wünscht sich sehnlichst, dass dieser Strom nie geliefert würde, denn mit einer langfristigen Bindung an Dattelner Kohlestrom kann sie ihre grünen Versprechungen nicht erfüllen. Letztenend zahlt der Verbraucher, der Bahnkunde die Zeche. Nicht nur dass der teure Kohlestrom von Uniper abgenommen werden muss, dieser wird zum Großteil zu Preisen von 2005-6 berechnet, also etwa doppelt so teuer wie heute üblich, nein, dazu kommt, dass die Deutsche Bahn Ökozertifikate kaufen muss, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Ein Wahnsinn, bei dem die Bahn und ihre Kunden die Verlierer sind! Wie soll denn da der Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel vollzogen werden, wenn so gut wie alles getrieben wird, um den Individualverkehr günstiger zu halten. (Beifall) Die Bahn ist grün – so lautet ihr Slogan. Sie lässt ihre Loks aber mit schmutziger Energie aus Steinkohle fahren, für uns Umweltschützer passt das nicht zusammen.“ (Beifall)
Eine weitere Kundgebung fand am Schwarzen Weg statt.
Uwe Wallkötter kommentierte in der Dattelner Morgenpost am 22. Juni 2020::

Das Bild am Sonntahnachmittag hatte schon skurrile Züge. Umweltaktivisten versammeln sich nach ihrer Sternfahrt an der Seilscheibe zur Schlusskundgebung, um gegen die Energiepolitik in Deutschland allgemein und gegen das Kraftwerk Datteln 4 im Besonderen zu ptotestieren. Die Aktion hatte allerdings einen Schönheitsfehler. Aus dem gewaltigen Kühlturm kam nicht eine einzige Dampfschwade. Datteln 4 hat seit dem 16. Juni laut Übersicht der Bundesnetzagentur keinen Strom mehr ins Netz eingespeist.
Allerdings dürfte genau das Wasser auf die Mühlen der Kraftwerksgegener sein. Wenn Europas modernstes Kohlekraftwerk trotz bestehender Abnahmeverträge mit RWE und Deutsche Bahn seit fünf Tagen stillsteht, stellt sich einmal mehr die Frage nach dem Sinn von Datteln 4. Und das nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht. Denn richtig Geld verdienen kann Uniper so nicht. Und der Trend zeigt deutlich, dass die Stromerzeugung aus Steinkohle-Verfeuerung weiter rückläufig sein wird. Die Rechnung kann gar nicht mehr aufgehen für den Energiekonzern,
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