250 Tauben mahnen BM Andre Dora

250 Tauben mahnen Bürgermeister Andrè Dora

22.06.2022


In einer gemeinsamen Aktion der Wählergemeinschaft DIE GRÜNEN und der Ruhrpottmöwen Tierschutz e.V. wurden vor der heutigen Ratssitzung 250 Tauben auf den Schulhof des Berufskollegs Ostvest mit Sprühkreide auf den Boden gesprüht.




Ratsmitglied Kathy Völkel erklärt: „Kunst war bereits in der Vergangenheit und ist auch heute noch ein wichtiges Mittel, um Politik zu erinnern, zu mahnen und schließlich zum Handeln zu bewegen.“ Ihr gemeinsames Anliegen sei es, durch die Visualisierung der Entwicklung der Taubenpopulation, ganz konkret zu zeigen, dass 120 und 250 mehr als nur abstrakte Zahlen sind. Sie ergänzt: „Wir haben die Tauben in rot und weiß differenziert, um zu verdeutlichen, dass wenn der Ratsbeschluss umgesetzt worden wäre, sich die Population nicht so dramatisch vergrößert hätte, wie wir es heute sehen.“



Fraktionsvorsitzender Marco Zerwas schließt sich an: „Die Tauben sind nun hier und lassen sich nicht ignorieren. Wir haben zur Genüge gesehen, dass uns ein Ignorieren der Problematik nicht weiterbringt. Was es jetzt braucht, ist schnelles politisches Handeln in Form einer Übergangslösung und schließlich ein festes Taubenhaus, damit wir in einem Jahr nicht hier stehen und 500 Tauben auf den Boden sprühen.“ Ein von den Ruhrpottmöwen betreuter Taubenschlag würde einerseits ein unmittelbares Monitoring der Entwicklung der Taubenpopulation, andererseits aber durch den Austausch der Taubeneier gegen Attrappen auch einen direkten Eingriff in das Brut- und Nistverhalten ermöglichen.


Hintergrund ist der Ratsbeschluss vom 30.06.2021, welcher grundsätzlich eine Begutachtung des Dachs der Stadthalle für die Errichtung des Taubenschlags beinhaltete. Im Falle einer Bewertung des Standorts als unpassend, sollte eine provisorische Lösung am Schemm oder an der Friedrich-Ebert-Straße bis zum 31. August 2021 errichtet werden.


Getan hat sich seitdem von Seiten der Verwaltung gar nichts. So konnte es zu der mittlerweile kaum noch kontrollierbaren Vergrößerung der Taubenpopulation kommen. In jüngster Vergangenheit führte dies insbesondere zu Unmut im Verkauf von Backwaren auf dem Wochenmarkt, so dass ausgelöst durch die Tauben sogar der Rückzug eines beliebten Backwarenhändlers in den Raum gestellt wurde.

Die Fraktion der Wählergemeinschaft Die Grünen erhofft sich von der Aktion eine Sensibilisierung der kommunalen Politik für das Thema und erinnert die Verwaltung der Stadt Datteln dringend an die Umsetzung des bereits im vergangenen Jahr gefassten Ratsbeschlusses und die Ergreifung geeigneter Maßnahmen.

Steffi Hellinger (Ruhrpottmöwen) und Kathy Völkel (Grüne Datteln) haben ihr Werk vollendet.

Stadttauben und kein Ende



Nach der Aktion - in der Ratssitzung am 22.06.2022 - gab Herr Beilein eine Stellungnahme zum Sachstand aus Sicht der Verwaltung. Hier ein zusammenfassender Bericht:


Für die Fläche am Schemm wird In der Innenstadt ein Innenstadtplanungskonzept (?) benötigt, die Fläche an der Friedrich-Ebert-Straße ist als Grünfläche im Bebauungsplan ausgewiesen. Hier müsste im Falle einer Bebauung durch ein Taubenhaus eine Befreiung erteilt werden. In beiden Fällen hätte im Laufe des Prozesses eine Beteiligung der Bürger*innen erfolgen müssen.

Bei einem Taubenschlag handelt es sich nicht um eine kleine bauliche Anlage. Sie ist genehmigungspflichtig.

Weiterhin ist unklar, wer den Antrag stellen sollte. Die Verwaltung hat Abstand davon genommen.

Die Dattelner Stadtpartei hat Ende September einen Antrag auf Beendigung des Problems durch einen Falkner gestellt.

Am 25.10.2021 und 26.10.2021 fanden Sitzungen statt, in denen es um Tauben ging. Konnte leider nicht mitschreiben, was da genau war.

Die Verwaltung sieht den Falkner als allerletzte Option. Die Vorlagen kamen nie auf die Tagesordnung, die Verwaltung möchte den Taubenschlag nach dem Augsburger Modell weiter verfolgen.

Am 19. Januar gab es ein Gespräch zwischen Verwaltung, Ruhrpottmöwen und dem Fachdienst Liegenschaften.

Es ist zweifelhaft ob ein Falke das Problem wirklich lösen würde. Tauben sind sehr standorttreu, ein Falke vertreibt Tauben nur, reißt sie jedoch nicht. Wenn der Falke schläft, kämen die Tauben zurück.

Der Standort Ehrenmal ist nach Angaben der Ruhrpottmöwen zu weit vom Neumarkt entfernt, das Risiko zu scheitern ist groß.

Verwaltung will sich an den Taubenschutzleitfaden für Kommunen halten. Die Standorte sollen da gesucht werden, wo die Tauben sind und nicht mit aufwendigen Maßnahmen zu anderen Standorten gelockt werden.

In 300 Metern um den Neumarkt gibt es nach Angaben der Verwaltung keine geeignete öffentliche Fläche bzw. öffentliches Gebäude. Artgerecht wäre eine Einflughöhe von ca. 10 Metern und ein Abstand von anderen Gebäuden. Die Nähe von Kindergärten, Altersheimen, Krankenhäusern etc. sollte ebenfalls vermieden werden.

Im Frühjahr wurde überlegt, private Eigentümer anzuschreiben. Es können nur jene, die ihren Wohnsitz in Datteln haben, angefragt werden. Die Kontaktaufnahme soll nach den Sommerferien erfolgen.

Die Äquivalente der Verwaltung/Personalschlüssel für das Thema beläuft sich im niedrigen Null-Komma Bereich. Zitat Beilein: „Das ist für uns quasi ein Hobby.“

Zitat Dora zu dem Taubenproblem: „Es ist vielleicht ein Problem.“





Kathy Völkel: „Taubenproblem zu lösen ist Aufgabe der Stadt Datteln



„Warum wird die Stadt nicht selbst tätig, anstatt sich nur an den Ruhrpottmöwen zu orientieren?“, wandte sich die Grünen-Politikerin Kathy Völkel merklich genervt an die Verwaltung. Schließlich sei es Aufgabe der Stadt Datteln, das Taubenproblem zu lösen. Die Ruhrpottmöwen hätten lediglich ein entsprechendes Angebot unterbreitet. „Die Stadt hat keine Zeit, um sich zu kümmern“, antwortete Stadtplaner Andreas Beilein. „Wir sind auf die Hilfe der Möwen angewiesen.“ Ihm stelle sich vielmehr die Frage nach den Verursachern. „Und das sind doch die Taubenzüchter“, wurde Beilein deutlich. „Was soll ich da machen?

Meinung


Die Stadt kann nichts gegen die Überpopulation tun? Da lachen ja die Tauben


Die Population der Stadttauben nimmt dramatisch zu. Selbst Tierschützer finden das nicht gut. Die oberste Flugleitung, also Bürgermeister & Co., sieht sich außerstande, kurzfristig etwas zu ändern.


von Elke Jansen, Dattelner Morgenpost, 23. Juni .2022


Die Stadt, zuvorderst deren Erster Bürger André Dora, hat zwei wesentliche Erklärungen für die Verdopplung der Zahl von Stadttauben in Dattelns „guter Stube“, dem Neumarkt. Die Erste: Es wird zu viel gefüttert. Von Hinz und Kunz und auch den Ruhrpottmöwen, deren Anliegen es in der Tat ist, nun einmal geschlüpfte Vögelchen nicht verhungern zu lassen, die sich aber seit Jahren für eine Regulierung des Bestandes einsetzen. Ehrenamtlich, also unentgeltlich. Andere Städte beschäftigten dafür bezahlte Taubenwarte.

Während der Ratssitzung am Mittwoch, 22. Juni, führte Stadtplaner Andreas Beilein, dessen Chef Dora ihm mal flugs die Verantwortung zugeschustert hatte, neue Verdächtige für die Misere in den Ring: die Taubenzüchter. In der Tat handelt es sich bei Stadttauben um verwilderte Haustiere, eben Brieftauben auf Abwegen.


​Eine neue Einnahmequelle für die Stadt Datteln


So weit, so nachvollziehbar. Ich frage mich nur eines: Wenn die Stadt Datteln in der Lage ist, jedes noch so kleine Parkdelikt unmittelbar, unerbittlich und nicht gerade günstig für den Übeltäter zu ahnden – ich spreche da aus höchst leidvoller Erfahrung –, warum klappt es dann bei den „Tauben-Lümmeln“ nicht?

Wenn es denn wirklich so sein sollte, dass Taubenzüchter und Menschen, die die Tauben widerrechtlich füttern, ursächlich für das Problem sind, warum wird da nicht kontrolliert? So akribisch wie jede falsch eingestellte Parkscheibe. Ich sehe da eine gigantische Einnahmequelle für Datteln. Und von den Einnahmen könnte man dann ja endlich, nach vier (!) Jahren, ein kontrolliertes Taubenhaus bezahlen.

Share by: