Alternativer Nobelpreis fuer Ecodefense

Alternativer Nobelpreis für Ecodefense


30.09.2021

Die „Stiftung für richtige Lebensführung“, die 1980 von dem schwedischen Journalisten Jakob von Uexküll gegründet wurde, hat in dieser Woche die „Alternativen Nobelpreise“ 2021 vergeben. Einer der Preisträger, der in diesem Jahr mit diesem „Right Livelihood Award“ ausgezeichnet wurde, ist die russische Umweltorganisation Ecodefence, die den zivilen Widerstand gegen die Kohle- und Atomindustrie in Russland gestärkt hat.


Eine ihrer Aktivistinnen, Aleksandra Koroleva, die in Russland wegen ihres friedlichen Engagements für Klimagerechtigkeit und Menschenrechte strafrechtlich verfolgt wird und deshalb in Deutschland politisches Asyl erhalten hat, hat uns vor Kurzem in Datteln besucht. Ecodefense ist nämlich – wie die Wählergemeinschaft Die Grünen – Teil des Netzwerkes „Datteln 4 stoppen wir“.


Umweltschutz und Klimawandel sei ein immer wiederkehrendes Motiv bei den eingereichten Projekten und Aktivisten, so Stiftungsvorsitzender von Uexküll. Mit Blick auf die Klimakonferenz in Glasgow im November sagt er, es sei "unglaublich" zu sehen, "wie die fossile Energiewirtschaft immer weiter schreitet und versucht, neue Quellen aufzutun". Dabei sei doch klar, dass man nichts mehr davon verbrennen dürfe. Aber: Menschen wehrten sich dagegen vor Ort - und das sogar erfolgreich. Das, meint von Uexküll, "ist doch eine hoffnungsvolle Botschaft".

Aleksandra Koroleva hat Datteln und sein umstrittenes Kohlekraftwerk im Sommer 2021 besucht.

Bei ihrem Besuch hat uns Aleksandra Koroleva über die Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen in der russischen Kohleabbauregion Kuzbas berichtet, darüber wie den Menschen ihre Häuser, ihr Land, ihre Heimat weggenommen wurden, um die Kohle zu gewinnen, dié dann nach Westeuropa transportiert wird und u.a. im Steinkohlekraftwerk Datteln 4 zur Stromerzeugung verbrannt wird. Das Blut der entrechteten Menschen im Kuzbas klebt – genauso wie das Blut der kolumbianischen Enteigneten – an den Händen des Energiekonzerns Uniper.


Aktivistin aus Russland berichtet vom Kohleabbau in Sibirien


Der Einladung des Netzwerkes „Datteln 4 stoppen wir“ an die Seilscheibe folgte auch Alexandra Koroleva, Aktivistin der Umweltschutzorganisation „Ecodefense Russland“. Die Umweltaspekte sind zwar nicht Bestandteil der Verhandlungen in Münster, dennoch will die Russin, die seit zwei Jahren in Deutschland lebt, auf die verheerenden Umstände im sibirischen Steinkohlerevier Kuzbass aufmerksam machen. Auf 70.000 Quadratkilometern wird in der Region Steinkohle abgebaut.

Laut Koroleva werden für den Fortbestand des Kohleabbaus Dörfer abgerissen und ihre Bewohner vertrieben oder unterdrückt und zur Mitarbeit bei den Kohlefirmen gezwungen. Die Folgen des großflächigen Kohleabbaus seien „schwarzer Schnee“, der durch den Kohlestaub verfärbt wird, geringere Lebenserwartungen in dieser Region als im russischen Durchschnitt und eine deutlich höhere Rate an Krebserkrankungen.

„Ich bin sicher, dass diese lange Geschichte zu Ende geht und Datteln 4 geschlossen wird“, sagte Koroleva, „aber das reicht noch nicht. Wir müssen den Verzicht auf Kohleabbau in Russland erreichen.“

Aleksandra Koroleva (4. v. l.) während der Pressekonferenz "An der Seilscheibe" am 24.08.2021

Wir möchten uns den aus aller Welt eintreffenden Glückwünschen zur Preisverleihung anschließen und können die Aktivist*innen von Ecodefense nur ermuntern, nicht nachzulassen in ihrem unermüdlichen Kampf um Klimagerechtigkeit, um Nachhaltigkeit und um die Wahrung der Menschenrechte.


Über Ecodefense:

Ecodefense wurde 1989 als Umweltschutzorganisation in Kaliningrad gegründet. Einer ihrer erfahrensten Aktivisten in Russland ist der Umweltschützer Wladimir Sliwjak, der in den ersten Jahren hauptsächlich den Bau von Atomkraftwerken bekämpfte und den Import von Atommüll, der unter anderem aus Deutschland kommt. 2013 nahm seine Organisation auch den Kampf gegen die Kohle auf und begann, lokale Gemeinschaften gegen Landzerstörung und Luftverschmutzung durch die Kohlebranche zu organisieren.

Ecodefense wurde zur Zielscheibe von Verleumdungskampagnen der Öl- und Nuklearindustrie und von juristischen Nachstellungen der Behörden. Dennoch war die Organisation auch international immer wieder erfolgreich, zuletzt im Herbst 2020, als ein Ecodefense-Bericht über Verschmutzung und Gesundheitsschäden durch Kohle in Russland große Aufmerksamkeit erregte.

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