Ein Minarett fuer die Moschee

Ein Minarett für die Moschee

31.01.2023
 

In ortsnaher, zentraler Lage am Dattelner Südring beten die Mitglieder der Türkisch Islamischen Gemeinde seit 1994 in der Orhan Gazi Moschee. Das Moscheegebäude selbst besticht durch seine 22 Meter hohe Kuppel, die von einem liegenden Sichelmond, dem Symbol der muslimischen Gemeinschaft, gekrönt wird.

Die Dattelner Orhan Gazi Moschee am Südring

Jetzt wird öffentlich bekannt, dass der Verein in naher Zukunft das Gotteshaus der Gemeinde auch um ein Minarett vervollständigen möchte. Als Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Die Grünen in Datteln hat sich Marco Zerwas für die Errichtung eines Minaretts für die Dattelner Moschee aufgeschlossen gezeigt.


„Es ist natürlicher Bestandteil eines gesellschaftlichen Wandelprozesses, dass sich Angehörige verschiedener Religionen in ihrer neuen Heimat auch baulich verewigen und so in die Silhouette ihrer Stadt einfügen. Das trifft seit Beginn der Frühen Neuzeit auf die jüdischen Kultusgemeinden zu - und nicht zuletzt auch auf die christlichen Gemeinden, die in der Spätantike in dieser Region Verbreitung fanden.
Zum Bau gebracht wird damit ein kulturelles Selbstverständnis, das nicht mit einer politischen Botschaft verwechselt werden darf. Für mich ist ein Dattelner Minarett daher Ausdruck kultureller Vielfalt. Insbesondere aus diesem (kulturellen) Grund scheint mir daher geboten, im architektonischen Sinne ein ästhetisch anspruchsvolles Vorhaben zu realisieren, das etwaigen Vorwürfen in die andere Richtung entgegenwirkt. Der Errichtung eines Minaretts, das kulturelle und religiöse Vielfalt suggeriert und nicht nur um des Bauens Willen entsteht, stehe ich also aufgeschlossen gegenüber. Nicht außer Acht gelassen werden dürfen allerdings baurechtliche Obliegenheiten, die sich meiner Kenntnis entziehen. Sollte dahingehend dem Bau nichts entgegensprechen, sollte nicht aus ideologischen Gründen die Genehmigung nicht versagt werden..“

Entwurf des Dattelner Architekten Wolfgang Szubin aus dem Jahre 1990

Ein Minarett gehört zu einer Moschee

Bereits in der ursprünglichen Planung des Dattelner Architekten Wolfgang Szubin von 1990 war an der Rückseite des Hauses eine Fläche für ein Minarett vorgesehen Dieser Teil des Entwurfs wurde damals nicht umgesetzt. Wenn es nach dem Willen der Gemeinde geht, soll schon in einem Jahr ein Minarett die Dattelner Moschee schmücken. Es soll die Kuppel überragen und etwa 25 bis 30 Meter hoch werden. Der Durchmesser soll bei circa einem Meter liegen. Laut Pressebericht ist ein Muezzin-Ruf nicht geplant. Ein entsprechender Bauantrag wurde bei der Stadt eingereicht.

Gebetssaal der Orhan Gazi Moschee in Datteln

Der zentrale Gebetssaal der Moschee befindet sich im ersten Stockwerk des Gebäudes. Er ist durch die Predigtkanzel, die nach Mekka hin ausgerichtete Gebetsnische, den Lehrstuhl und den Muezzinplatz. An den Wänden prunken blau-weiße Fliesen, die aus einer Manufaktur in der türkichen Stadt Kütahya stammen, die bekannt ist für ihre farbenprächtig verzierten Tonwaren und Fliesen. Auch die Fliesenleger kamen damals aus der Türkei. Von der Decke strahlen neue vielarmige Leuchter, die ebenfalls aus der Türkei beschafft wurden.

Gebetsraum und Galerie bieten Platz für etwa 300 Personen, bei größeren Feiern und Festen können weitere 400 Gläubige im Freizeit- und Aufenthaltsraum im Erdgeschoss und in den Nebenräumen des Nachbargebäudes am Gebet teilnehmen. Da sich der Gebetssaal der Moschee im ersten Stockwerk der Moschee befindet und der Weg dorthin ausschließlich über eine Treppe führt, ist es für viele ältere Gemeindemitglieder und vor allem für Menschen mit einer Behinderung nicht möglich, dorthin zu kommen. So entstand der Wunsch, die Moschee um ein Treppenhaus samt Fahrstuhl und um einige Räume für die Kinder- und Jugendarbeit zu erweitern. Im Rahmen dieses Erweiterungsanbaus soll nun auch endlich das von Anbeginn geplante Minarett errichtet werden.

Kultureller und sozialer Treffpunkt der Gemeinde

Das benachbarte Gebäude am Südring 155 wird bereits seit 1984 als Treffpunkt des Türkisch Islamischen Vereins genutzt. Das in expressionistischer Formensprache in den 1920er Jahren erbaute Wohnhaus, ein zweigeschossiger Putzbau auf Klinkersockel, fällt auf durch sein Spitzbogenportal und durch die Spitzbögen bei den Sockelfenstern. Das Haus, das lange Jahre als Arztvilla diente, wird 1990 als Beispiel für den Baustil der „Neuen Sachlichkeit“ in Datteln in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen.


Heute dient der Altbau der Türkisch Islamischen Gemeinde als Kulturzentrum, in dem Koranschulungen, Sprachkurse und kleinere Veranstaltungen durchgeführt werden. Ein zweiter Waschraum für die rituelle Waschung von Händen, Armen, Mund, Nase, Gesicht und Füßen, die die Gläubigen vor jeder gottesdienstlichen Handlung vollziehen sollen, erleichtert die Abläufe an Tagen mit großem Andrang, wie etwa beim verpflichtenden Freitagsgebet.


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