Gnade fuer Gartenbesitzer

Gnade für Gartenbesitzer

18.06.2020

Sie sind gepflegt, aber nicht steril. Sie sind iindividuell gestaltet, unterliegen aber keiner vorgeschriebenen Norm. Sie wirken eher romantisch als nüchtern. Sie liegen ziemlich versteckt hinter den benachbarten Häusern, doch sie sind gut zu erreichen von den nahegelegenen Wohnungen, die Freizeit- und Erholungsgärten zwischen dem Pfarrer-Ecke-Weg und der Dahlstraße in Meckinghoven. Mit großem Eifer und einem grünen Daumen haben die Nachbarn vom Neuen Weg in den letzten 30 Jahren ein farbenfrohes Paradies, eine bunte Oase im Grünen geschaffen.


Doch die stolzen Gartenbesitzer haben jetzt trotzdem ein kleines Problem: ihren Parzellen fehlt die sichere Rechtsgrundlage. In ihren Reihen geht die Angst um, dass die Stadt ihrem prächtigen Werk ein Ende setzen könnte. Aus gegebenem Anlass sei das Ordnungsamt gerufen worden, erlärt uns Bürgermeister Dora auf Anfrage. Ein Nachbar habe sich über störende Geräusche (laute Musik) und Gerüche (Grillen) beschwert. Daraufhin habe die Stadt der Verpächterin einen Anhörungsbogen geschickt, den sie mit den Gartenbesitzern geteilt habe.
 
Was den Älteren unter uns noch unter dem Begriff "Grabeland" bekannt ist, läuft heute realistisch gesehen unter der Bezeichnung Freizeit- und Erholungsgärten. Sie dienen immer noch zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, sie werden aber auch genutzt als Orte der Freizeitgestaltung und zur Erholung. Die Größe der Gärten liegt zwischen 200 - 600 m². Diese Freizeit- und Erholungsgärten sind vergleichbar mit Gärten in Kleingartenanlagen, die Pächter haben jedoch weniger Rechte und Pflichten. Natürlich müssen auch sie die gesetzlichen Vorgaben (z. B. Einhaltung von Ruhezeiten, Vermeiden von Krch erzeugenden Aktivitäten zur Mittags- und Nachtzeit) beachten.

Treffen mit Pächtern der Freizeit - und Erholungsgärten am Neuen Weg

Aufgeschreckt von einem Hilferuf der Betroffenen haben wir die Anlage am Neuen Weg in Meckinghoven aufgesucht. Wir haben uns mit einzelnen Gartenbesitzern getroffen, wir haben uns die Schönheit der Anlage zeigen lassen, wir waren beeindruckt von den gärtnerischen Leistungen, aber auch von der gelebten Gemeinschaft, vom sozialen Zusammenhalt und von der kulturellen Integration, die dort erbracht werden. „Man kennt sich, man hilft sich, ich darf auch mal den Rasenmäher vom Nachbarn benutzen", erzählt ein Gartenfreund. Manchmal werde auch gemeinsam gegrillt. Streit gebe es keinen, alle würden viel Eigenleistung und Herzblut in ihre Gärten stecken. All diese positiven Eindrücke, die wir bei unserem Besuch wahrgenommen haben, haben uns veranlasst, den Gartenbesitzern zuzusichern, mit Stadtverwaltung und Rat nach Lösungen zu suchen, um dieses Paradies, diese Perle der Stadt zu erhalten und zu bewahren.

Wir haben den Eindruck, dass ein Ausgleich der konkurrierenden Interessen möglich ist. Um enen gangbaren Weg zum Wohle der Gartenbesitzer zu finden, als Modell für eine bürgerfreundliche Lösung der bestehenden unsicheren Situation, müssen wir nur in die unmittelbare Nachbarschaft schauen. Wir möchten darauf hinweisen, dass es seit 1997 in Meckinghoven bereits eine gesicherte Fläche für Freizeit- und Erholungsgärten gibt, eine Fläche zwischen Neuem Weg und Bahnhofstraße, für die der Dattelner Rat den Bebauungsplan 49 aufgestellt und beschlossen hat. Wie es uns wichtig war, für die zahlreichen Campingplätze in Datteln mit Hilfe von Bebauungsplänen eine rechtssichere Lösung zu finden, so sollten wir – notfalls auch mit Hilfe eines Bebauungsplanes – die Freizeit -und Erholungsgärten zum Nutzen der Bewohner der nahegelegenen Mehrfamilienhäuser ohne Garten.

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