Keine Betonsteine fuer die Innenstadt

Keine Betonsteine für die Innenstadt

11.12.2023


Die Fußgängerzone soll im Zuge der Umgestaltung der Innenstadt 2025 ein neues Pflaster bekommen. Aktuell werden zwei Musterflächen mit zur Auswahl stehenden, möglichen Bepflasterungen für die Fußgängerzone sowie der angrenzenden Bereiche Neumarkt und Tigg in der Hohe Straße verlegt: Eine ist in der Nähe der Einmündung Johannesstraße, die andere gegenüber von Johnny Canone. Die Bürger können so bereits jetzt einen Vorgeschmack bekommen, wie die Fußgängerzone sich künftig präsentieren wird. Nur: Schön und freundlich ist anders!


Eine der beiden Musterflächen befindet sich an der

Einmündung der Johannesstraße in die Hohe Straße - gegenüber von unserem grünen Büro.

Die Fraktion der Wählergemeinschaft Die Grünen zweifelt keinesfalls das grundsätzliche Konzept des aus dem ausgelobten Wettbewerb prämierten Entwurf von weihrauch+fischer an. Demnach sollen neben der Abwasserrinne auf der Mitte der Straße auch Elemente der Blindenführung für eine moderne, zeitgemäße Innenstadtgestaltung stehen. Neben der Hohen Straße sollen auch auf dem Tigg und Neumarkt im Rahmen der Innenstadtsanierung neue Betonsteine verlegt werden. Weil aber Beton als echter Klimakiller gilt und die Klimabilanz von Betonsteinen bedenklich ist, favorisiert die Wählergemeinschaft Die Grünen die Wiederverwendung des Pflasters in der Fußgängerzone. 


Leider hat dieses Ziel, der zukunftsfähige Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten, in den letzten Jahren bei der Materialbeschaffung oft zu wenig Beachtung gefunden. Nach unserer Auffassung lässt sich durch eine Kombination der oben genannten neuen Elemente (Abwasserrinne, Blindenführung) mit dem vorhandenen Pflaster gleichsam der gewünschte moderne Effekt mit gesteigerter Aufenthaltsqualität erzielen, lässt sich doch die Pflasterformation bzw. das angestrebte Verlegemuster durchaus auch mit diesen Steinen erreichen.

Nach den jüngsten Plänen der Landschaftsarchitektinnen weihrauch+fischer sollen für die neue Pflasterung der Fußgängerzone (Hohe Straße, Tigg und Neumarkt) nicht mehr, wie ursprünglich angedacht, Natursteine, sondern Betonsteine zum Zuge kommen. Diesen jetzt im Raum stehenden Vorschlag lehnt die Fraktion der Wählergemeinschaft Die Grünen ab. Beachtenswert sind in diesem Zusammenhang folgende Erkenntnisse: Natursteinpflaster hat einen CO2-Fußabdruck (gemessen nach dem Globalen Erwärmungspotential GWP) von ca. 29,5 kg je m2 Fläche. Der von Betonstein liegt mit ca. 139 kg fast beim Fünffachen dieses Werts. Hinzu käme die CO2-Emission der Entsorgung des Altpflasters, das regelmäßig dem Recycling zugeführt wird – dafür also geschreddert werden muss. Im Falle einer Neuanschaffung von Betonpflaster entstünde demnach eine unverhältnismäßig hohe CO2-Belastung, die sich durch die schlichte Weiterverwendung vermeiden ließe. Hinzu kommt der monetäre Vorteil, der zu einer Umschichtung der eingesparten Kosten (Fördergelder und Eigenanteil) in weitere Maßnahmen, die der Wertigkeit an anderer Stelle förderlich sind.

Betonsteine sind ein echter Klimakiller - und über die freundliche Atmosphäre,

die sie in die Innenstadt bringen sollen, kann man geteilter Meinung sein.

Sicher: Beton ist modern, frei formbar und haltbar. Zu seinen unschlagbaren Vorteilen zählen auch: Beton ist billig und das Material dafür fast überall ausreichend vorhanden. Was viele nicht wissen: Beton ist ein echter Klimakiller. 
Denn: Zur Herstellung von Zement, einem wichtigen Bestandteil von Beton, wird erst ein Gemisch aus Kalkstein und Ton extrem kleinteilig zu sogenanntem Mehl vermahlen und getrocknet. Anschließend werden die kleinen Kalkstein- und Tonteilchen bei etwa 1450 Grad im Ofen gebrannt. Diese Prozedur verursacht jede Menge klimaschädliche CO2-Emissionen. Und die Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für Treibhausgase ist begrenzt.

[Allein in Deutschland fallen dadurch jedes Jahr etwa 20 Millionen Tonnen CO2 an. Weltweit sind es 2,8 Milliarden Tonnen CO2, die so entstehen. Das sind etwa acht Prozent der weltweiten CO2-Emmissionen.] 

Etwa ein Drittel der Emissionen wird durch das Anheizen der Brennöfen freigesetzt. Den größten Teil der CO2-Emissionen bei der Herstellung von Beton verursacht aber der Kalkstein. Beim Brand pro Tonne Zement setzt er rund 600 Kilogramm CO2 frei. 

 

Da für uns der begrenzende Faktor für den akzeptablen Einsatz von fossilen Energieträgern die Aufnahmefähigkeit der Atmosphäre für Treibhausgase ist, sieht die Wählergemeinschaft hier akuten Handlungsbedarf: Unsere Absicht ist, nach hinreichend erschöpfender Auskunft der Verwaltung über die Möglichkeit der Weiterverwendung und der monetären Einsparmöglichkeiten, die Umorientierung in der Frage der Pflasterung der Dattelner Innenstadt im Sinne einer ressourcenschonenden Nachhaltigkeit zu verfolgen und im Nachgang mit weiteren Anträgen die Weiterverwendung des vorhandenen Betonsteinplasters herbeizuführen.

Die zweite der beiden Musterflächen wird aktuell vor Johnny Canone vorbereitet.

Jetzt lesen:


Antrag der Wählergemeinschaft Die Grünen:

Wiederverwendung des Innenstadt-Pflasters - Ressourcenschonung


Share by: