Radtour Cappenberg Schloss Wald

Auf Spurensuche …
Radtour nach Cappenberg und seine Wälder


Start und Ziel: Parkplatz der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln (Länge 46 km)

An Tagen wie diesen – Pfingstmontag 2020 – kann man es getrost wagen, die Radtour nach Cappenberg zu fahren, ohne von der Schadstofffahne des Dattelner Kraftwerks betroffen zu sein. Wind aus Nordost, der die Dampfschwaden in Richtung Südwest gen Meckinghoven treibt, und das Lüner Kraftwerk Trianel ist seit Wochen nicht am Netz, weil sein Strom wegen der ergiebigen erneuerbaren Energien und der coranbedingt geringeren Nachfrage nicht benötigt wird. Bei klarer frischer Luft und bei herrlichem Sonnenschein radeln wir über Lünen nach Cappenberg. Ziel dort sind das historische Schloss und die Wälder. Einkehrmöglichkeiten auf der Strecke eröffnen sich in Lünen (18 km), in Cappenberg (25 km) und in Bork (31 km).
Wir starten unsere Tour vom Parkplatz der Kinderklinik, wir fahren die Herdieckstraße in Richtung Dortmund-Ems-Kanals und kreuzen den Kanal auf der Löringhofbrücke. Nach der Brücke steuern wir nach links, auf dem Betriebsweg der Wasser- und Schiffahrtverwaltung gelangen wir an den Datteln-Hamm-Kanal und dort kurz hinter den Widerlagern einer nie gebauten B 474n vor die Brücke der Verbandsstraße von Datteln nach Waltrop. Wir halten uns rechts, fahren zur Hauptstraße, auf der wir nach links bis auf diese Brücke über den Kanal fahren. Nehmen Sie sich Zeit, einen Blick in alle Richtungen zu werfen: Hier haben sie einen guten Blick auf die beschämenden Symbole einer verfehlten Energie- und Verkehrspolitik.
Beschämende Symbole einer verfehlten Energie- und Verkehrspolitik: Der 180 m hohe Kühlturm von Datteln 4, dessen unsichere, weil vorläufige Betriebsgenehmigung noch von den Gerichten bestätigt werden muss, und die Widerlager einer Straße, deren Bau bereits vor 25 Jahren von den Gerichten gestoppt worden ist.
Hundert Meter hinter der Kanalbrücke biegen wir rechts in die Straße Am Königsmoor und gelangen auf diesem Weg – gegenüber dem Waltroper Yachthafen - auf den Kanal-Betriebsweg. Auf ihm passieren wir die Hallen des Waltroper Rudervereins, bevor wir auf der Brücke erneut die Kanalseite wechseln und den Betriebsweg auf der südlichen Kanalseite ansteuern. Vorbei an Gut Wibringen (rechts) und dem Steinkohlekraftwerk Trianel (auf der anderen Kanalseite) kommen wir nach Lünen.
Am Knotenpunkt 26 – auf Höhe des Lüntec-Technologiezentrums – queren wir den Kanal ein drittes Mal und erreichen durch ein kleines Gewerbegebiet und nach Überqueren der Eisenbahntrasse die Schlossmühle Buddenburg in Lippolthausen (14 km).

Die Schlossmühle Buddenburg im Lüner Ortsteil Lippolthausen geht zurück auf den Besitz der Familie Frydag zu Buddenburg. Die Frydags gehören zum ganz alten westfälischen Uradel. Die erste Wassermühle ist hier 1535 urkundlich erwaähnt; das heutige Mühlengebäude wurde 1760 von Wessel Giesbert von Frydag erbaut. In den Jahren 2004 bis 2006 wurde es von Mitgliedern des Vereins der Mühlenfreunde Lippholthausen e.V. aufwändig restauriert. Heute nutzt die Stadt Lünen die Räumlickeiten als Trauzimmer.

mehr zur Geschichte der Schlossmühle findet sich  hier ...

Wir queren die Fahrstraße und kommen zur Lippe; nördlich des Flusses ist noch immer der Platz gut zu erkennen, wo einst die Buddenburg stand. Wir selbst fahren weiter, rechts sehen wir die neugebaute Fischtreppe und kommen an eine Stellle, wo wir uns entscheiden können – fahren wir durch Altstedde direkt nach Cappenberg oder machen wir einen kleinen Schlenker über Lünen. Beide Strecken haben ihren ganz eigenen Charme.
Auf der Strecke über Lünen fahren wir auf dem Lippedamm in die Stadt. Am Knotenpunkt 23 (18 km) biegen wir ab nach links zum Platz mit der Persiluhr. Hier empfiehlt sich sicherlich eine kurze Rast.
Wir verlassen Lünen – auf dem Leezenpatt – über die Cappenberger Straße, wenige Meter nach dem Autohaus Schmidt queren wir an einer Ampel die Hauptstraße in die Döttelbeckstraße und werden überrascht durch eine Lüner Besonderheit: eine ganz tolle Fahrradstraße, die uns problemlos durch den Lüner Norden führt.
Dieser Leezenpatt ist eine 7,3 km lange Nord-Süd-Verbindung durch die Stadt und ein Lüner Eigengewächs. Er endet im Norden am Ehrenmal an der Bergkampstraße und im Süden an der Stadtgrenze zu Dortmund. Weiter nach Norden kann entweder an der Borker Straße in Richtung Selm-Bork oder über den Weg Im Holt in Richtung Cappenberg gefahren werden (gepunktete Linien). Der geradlinig anschließende Weg auf den Struckmanns Berg ist eher was für Mountain-Biker.  Nach Süden deckt sich der Leezenpatt ab der Bahnstraße in Gahmen mit der Gneisenautrasse, die vom Preußenhafen bis nach Dortmund-Derne führt.Teile des Leezenpatts sind als Fahrradstraße ausgewiesen, bisher die einzigen in Lünen.
Nach Passieren des Ehrenmals an der Bergkampsstraße nähern wir uns durch das Waldgebiet Im Holt der Cappenberger Straße zum Cappenberger Schloss. Der Anstieg zum Schloss ist ein wenig beschwerlich, Radfahrer sollten nicht den Fußweg nehmen, der ist mit Treppen durchsetzt, sondern besser auf der Straße fahren, auch wenn der Autoverkehr lästig ist. Auf der Anhöhe thront das Schloss (25 km), das von einem wunderschönem Park mit altem Baumbestand umrahmt wird. Sehenswert sind die Stiftskirche und der Blick übers Land vom 25 m hohen Wasserturm.
Schloss Cappenberg, auf einer Anhöhe beherrschend über der Lippeniederung gelegen, ist einer der ältesten und berühmtesten Adelssitze des westfälischen Ruhrgebiets. In seiner jetzigen Form wurde Schloss Cappenberg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet, wobei der Mitteltrakt des schlichten Barockhauses auf das Jahr 1708 zurückreicht. Bis 1802 war die mächtige Dreiflügelanlage als Prämonstratenser-Kloster genutzt worden, als das Stift im Zuge der Säkularisation aufgelöst wurde und in den preußischen Staatsbesitz überging. 1816 erwarb der ehemalige preußische Staatsminister Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom Stein (1757-1831) Schloss Cappenberg, ließ es instandsetzen und umbauen und nutzte es von 1824 bis 1831 als Altersruhesitz. Schloss Cappenberg gehört noch heute seinen Nachkommen (dem Grafen von Kanitz). Im Kampf gegen den Abbau der unter dem Schloss liegenden Kohlenflöze wurde der Graf vor Jahren überregional bekannt.

Zur Schlossanlage gehört die alte Klosterkirche des ehemaligen Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Cappenberg, eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika auf kreuzförmigem Umriss, mit gotischer Wölbung und spätgotisch erweitertem Chor. Sie dient heute der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes als Pfarrkirche und geht auf die Gründung des Grafen Gottfried von Cappenberg im Jahre 1122 zurück.

Wer nach dem Schlossbesuch noch etwas Zeit hat, kann einen kurzen Abstecher in das angrenzende Naturschutzgebiet der „Cappenberger Wälder“ machen. Einen Abstecher über Mutter Stuff (Selmer Landstraße 206), dem weithin bekannten Gartenrestaurant am Nordrand des Cappenberger Waldes, können wir nur empfehlen.
Die Cappenberger Wälder wurden wegen ihrer Größe, Struktur und vor allem wegen ihrer vegetationskundlichen Ausprägung zum Naturschutzgebiet erklärt. Sie stellen eines der größten zusammenhängenden Laubwaldgebiete des Münsterlandes dar. Das Gebiet umfasst ein 673 ha großes Laubwaldgebiet mit einem hohen Anteil an Eichen-Hainbuchenwäldern sowie Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwäldern. Mäandrierende Bachläufe sind hier ebenso zu finden wie naturnahe Auwälder. Das Naturschutzgebiet gewinnt seine Bedeutung vor allem als Rückzugsraum für Pflanzen- und Tierarten, die in den angrenzenden landwirtschaftlich geprägten Flächen kaum Entfaltungsmöglichkeiten finden.
http://www.nabu-stadt-recklinghausen.de/Waelder-bei-Cappenberg.742.0.html


Wer direkt zurück nach Datteln fahren möchte, nimmt die Freiherr-von-Stein-Straße in Richtung Cappenberger Ortsmitte, auf Höhe der Gastwirtschaft Kreutzkamp biegen wir in die Borker Straße, die wir nach 250 Metern nach rechts verlassen. Auf verschlungenen Wirtschaftswegen (Zum Birkenbaum und Zum Wegebild) führen uns die roten Fahhradschilder nach Bork. Am Wegebild laden zwei Bänke zum kurzen Stopp ein (28,5 km).




Das Marien-Wegebild in der Bauerschaft Bork-Hassel wurde 1926 auf Initiative der Freiwilligen Feuerwehr Hassel und einer eigens gegründeten Hematlichen Vereinigung Hassel als Ehrenstätte für die Opfer des Ersten Weltkriegs errichtet. Die Ehrenstätte ist in Form eines Heiligenhäuschens mit Spitzgiebel erbaut. In einer Nische steht eine vom Bildhauer Heinrich Baumeister zu Lüdinghausen geschaffene Marienfigur mit Kind. An den Seitenwänden der Vorderfront sind heute zwei Tafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten aus beiden Weltkriegen angebracht.
Im Zentrum von Bork (31 km) lohnt sich ein Blick auf des alte Amtshaus, die kleine jüdische Synagoge im Fachwerkstil und die katholische Pfarrkirche St. Stephanus.
Wir verlassen Bork über die Vinnumer Straße. Nach 5 Kilometern Radweg geht es in Vinnum nach links – vorbei an Kindergarten und Kirche – über die Bergstraße zum Dortmund-Ems-Kanals. Für den Anstieg auf die Kanalböschung gibt es einen längeren flachen Weg oder den steilen kurzen Weg direkt vor der Brücke; suchen Sie sich selbst aus, ob Sie die bequeme oder den anstrengende Variante nehmen.
Oben angekommen, erwartet uns der unvermeidliche Blick auf den Kühlturm von Datteln 4. Von wo sieht man ihn eigentlich nicht. Der Kanal-Betriebsweg führt uns über die Sportstätten des KEL, der TG und des TV 09 wieder nach Datteln zurück. (46 km)


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