Radtour durch Datteln

Radtour durch Datteln bestätigt: es gibt viel zu tun!

28.04.2018

Heute hat die Wählergemeinschaft Die Grünen eine kleine Fahrradtour zur Erkundung der Stellen im Dattelner Stadtgebiet durchgeführt, die für Radfahrerinnen und Radfahrer in Datteln Tag für Tag ein großes Ärgernis sind - oder sogar Gefahrenpunkte darstellen.

Nachdem in den vergangenen Wochen zahlreiche Interessierte die Gelegenheit genutzt hatten, sich an der Planung der Strecke zu beteiligen und ihre ganz persönlichen „Negativ-Highlights“ zu benennen, die einem bei der täglichen Fahrradfahrt in Datteln die Nerven rauben, wurden viele kritische Stellen auf der von den Dattelner Grünen organisierten Radtour durch die Stadt besichtigt. Alle Teilnehmer konnten eine Menge beitragen, wenn es darum ging, die Verkehrssituation aus Radfahrersicht zu beurteilen. Und die Mängelliste ist sehr lang. Hier und da gab es auch mal unterschiedliche Einschätzungen, z. B. wenn es um die Frage nach einer Öffnung der Fußgängerzone für Radfahrer geht. In einem Punkt waren sich jedoch alle einig. Die neue Ampelschaltung am Südring ist gegenüber Radfahrern und Fußgängern eine Unverschämtheit.
Die Tour begann – zunächst natürlich noch zu Fuß – auf der Hohen Straße und führte dann über Neue Straße und Pahlenort an der Post vorbei zur Kreuzung der Hafenstraße mit dem Südring. Hier gab es für Radler aus Richtung Waltrop kommend einen äußerst merkwürdigen Radwegstummel zu besichtigen.

Dann folgte ein recht angenehmes Stück auf dem Radweg entlang des Südrings. Hochgefühle konnten jedoch gar nicht erst aufkommen, weil man nun von der neuen Ampelanlage ausgebremst wurde. Normalerweise sollte man glauben, dass man – ebenso wie Autofahrer, die den Südring in gleicher Richtung befahren – auch nach kurzer Wartezeit an einer roten Ampel wieder fahren darf. Weit gefehlt! Wenn die motorisierten Verkehrsteilnehmer längst ihre Fahrt wieder aufgenommen haben, wird dem Radler klar, dass er nur grünes Licht erhält, wenn vorher der Anforderungsknopf betätigt wurde. Warum das so ist, erschließt sich dem normalen Menschenverstand nicht.





Dem Linksknick der B 235 folgend, traf man auf den „ganz normalen Wahnsinn“ an der Castroper Straße. Autos, die sich nur halb übergriffig an den Radweg „kuscheln“, gehören zur Normalität. Gerne wird der Radweg auch mal schlichtweg ignoriert. Ebenso normal ist für Alltagsradler die Beschilderung an der großen Baustelle auf der Hauptverkehrsachse. Eine Orientierung kann man hier nicht erwarten.










Auf der Emscher-Lippe-Straße, vorbei am Kreisverkehr gibt es Interessantes zur Dattelner Farbenlehre zu beobachten. Der Radweg ist hier gelb gekennzeichnet. An einer Grundstückszufahrt findet man eine deutliche rote Markierung, weil querende Kraftfahrer auf Radler aufmerksam gemacht werden sollen. Die nächsten Zu- bzw. Ausfahrten sind jedoch in schlichtem Straßengrau gehalten – so als wollte man Autofahrern signalisieren, dass sie hier Vorrang haben und der Radweg unterbrochen ist.
Zurück in der Innenstadt genoss die Radlergruppe zunächst mal im Kreisel am Neumarkt, dass sie hier die gleichen Rechte wie Autofahrer genoss, nämlich Vorfahrt im Kreisverkehr, was alles andere als selbstverständlich ist. Aber kaum verlässt man den Kreis, gibt es wieder reichlich Kopfschütteln. An der Friedrich-Ebert-Straße kann man über die Regelung für Fußgänger und Radfahrer nur staunen und wenn man in die Martin-Luther-Straße einbiegt, glaubt man eine Renaissance der Straßenbahnschiene zu erleben. Parallel zur Fahrbahn verläuft eine Rinne, die zumindest schmalen Reifen zum Verhängnis werden kann.
Vorbei an der für alle Verkehrsteilnehmer extrem unübersichtlichen Einmündung der Kolpingstraße ging es allmählich zurück zum Lokal der Wählergemeinschaft Die Grünen. Hier wurde bei Kaffee und Kuchen der Versuch einer ersten Auswertung unternommen. Im Ergebnis kann man die Eindrücke in drei Punkten zusammenfassen.

1. Es entsteht der Eindruck, dass ein Gesamtkonzept für den Radverkehr, der Blick für das große Ganze in Datteln fehlt.
Ein Beleg dafür ist die Farbenvielfalt, mit der Radfahrer konfrontiert werden. Mal ist ein Radweg rot gekennzeichnet, mal gelb und ansonsten gar nicht, weil die Markierung längst verwittert ist. Grundstückseinfahrten, die Radwege durchbrechen, sind selten in Signalfarbe markiert – ansonsten fast immer grau wie die Fahrbahn für Autos.
Der Eindruck wird bestätigt durch unsinnige Einrichtungen wie die Ampelschaltung für Fußgänger und Radfahrer am Südring.


An der Post müssen sich Fußgänger und Radfahrer den schmalen Weg teilen,
 richtig durchdacht ist die Verkehrsführung hier nicht.
2. Es gibt zahlreiche einzeln zu bewertende Kritikpunkte wie z. B.
- unklare bzw. falsche Beschilderungen (vor der Post, an der Friedrich-Ebert-Str.)
- halbherzige oder nicht vorhandene Bordsteinabsenkungen
- schwer einsehbare Einmündungsbereiche (Kolping-/Rottstraße)
- Abflussrinne am Kreisverkehr Martin-Luther-Straße
- Sichtbehinderung durch Straßengrün (z. B. Kreisel Emscher-Lippe-Straße)
- nicht durchdachte Radwege (z. B. Hafenstraße/Südring)
Diese Beispiele sollten jeweils für sich betrachtet werden, weil nach individuellen Lösungen gesucht werden muss.

3. Viele Missstände sind auf das Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern zurückzuführen, wie zum Beispiel:
- zugeparkte Radwege
- gedankenlose Fußgänger auf Radwegen, die z. T. Radfahrer noch anpöbeln
- Autofahrer (Beifahrer), die eine Autotür unvermittelt zum Radweg hin öffnen
Hier können nur regelmäßige Kontrollen und Aufklärungsaktionen durch Polizei und Stadt helfen.

Es bleibt bei der anfänglichen Einschätzung: es gibt viel zu tun!
Der Radwegstummel aus Richtung Waltrop endet abrupt vor einem Ampelmast.
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