Waltrop gegen newPark

Geplantes Industrieprojekt in Datteln


Einspruch aus Waltrop:


Die Verkehrsgutachten zum newPark sind fehlerhaft


Die Stadt Waltrop legt Widerspruch gegen den Dattelner Bebauungsplan zum geplanten Industrieprojekt ein: Das Kfz-Aufkommen würde zu einem Chaos auf Waltrops Straßen führen, heißt es.


von Thomas Bartel, Waltroper Zeitung, 03. September 2022


Die Debatte über das Industrieprojekt newPark, das Waltrops Nachbarstadt Datteln jetzt mit Nachdruck verwirklichen will, fiel kontrovers, aber erstaunlich kurz aus: Im Ratsausschuss für Stadtplanung und Wirtschaft erklärte SPD-Fraktionschef Detlev Dick für seine Genossen und die Grünen, dass dringend Widerspruch gegen den aktuell ausgelegten Bebauungsplan eingelegt werden müsse. CDU und FDP hingegen betonten, dass sie das Dattelner Vorhaben nicht verhindern wollten, um neue Arbeitsplätze in die Region zu holen. Die Aussagen in der Stellungnahme der Waltroper Verwaltung jedenfalls sind durchaus brisant.


Zunächst, so Stadtplaner Andreas Scheiba, meldet Waltrop grundsätzlich Bedenken gegen den Bebauungsplan Nr. 100 zum ersten Bauabschnitt des newPark an, weil „ein Industriegebiet von landesweiter Bedeutung nicht über eng mit Wohnbebauung bestandene innerörtliche Straßen erschließbar ist“. Schon heute sei an einzelnen Wohngebäuden die Schwelle der Gesundheitsschädigung durch Lärm überschritten. Die vorgelegten Verkehrsprognosen seien fehlerhaft und würden nicht die tatsächlichen Auswirkungen wiedergeben. Auch Lärmgutachten seien nie erstellt worden, merkte Andreas Scheiba an.

Jetzt lesen:


Stellungnahme der Stadt Waltrop


im Rahmen der Offenlegung BPlan 100 - newPark Datteln

Der kürzeste Weg vom newPark zur A2 führt durch Waltrop

Konkret gesagt: Die Verwaltung treibt die Sorge, dass künftig ein Großteil des Auto- und Lkw-Verkehrs aus dem newPark (errechnet sind mindestens 7100 Fahrzeuge pro Tag) über die L 609 – das sind in Waltrop die Münsterstraße, Wilhelmstraße, Leveringhäuser Straße und Mengeder Straße – rollen werde. Denn der Weg bis zur A2-Anschlussstelle DO-Mengede sei über Waltrop nur 7,3 Kilometer lang, über Meckinghoven zur A2-Anschlussstelle Henrichenburg seien es 8,8 Kilometer. Überdies würden in Waltrop nur zehn bis elf Ampeln den Verkehrsfluss aufhalten, während bei der Fahrt über Südring und Castroper Straße 16 bis 17 Ampeln aktiv seien. Schon heute seien beide Routen massiv überlastet und stauanfällig.


Für „nicht nachvollziehbar“ hält Scheiba auch die Zahlen aus dem Dattelner Verkehrsgutachten, dass weniger als zehn Prozent des Geschäfts- und Güterverkehrs über Waltrop abfließt, während rund 65 Prozent über Castrop-Rauxel und Oer-Erkenschwick rollen sollen. Und dies, obwohl das im Bau befindliche Dattelner Teilstück der B 474n den Verkehr direkt auf die Münsterstraße in Waltrop leite.


CDU und FDP beklagen, dass die B 474 n in Waltrop noch fehle

Dass das zwölf Kilometer lange Teilstück der B 474n durch Waltrop nun fehle, bedauerten Melanie Heiber (FDP) und Ludger Finke (CDU) sehr: Hier müsse sich Waltrop an die eigene Nase fassen, weil die Stadt die Planung der Ortsumgehung nicht mit genügend Nachdruck vorangetrieben habe. Bereits vor mehr als zehn Jahren hätten die Waltroper Bürgerinnen und Bürger bei einer Abstimmung zu mehr als 70 Prozent für den Bau gestimmt. Derzeit läuft für den Waltroper Abschnitt das Planfeststellungsverfahren.


Auch newPark-Kritiker Michael Finke vom Waltroper Aufbruch lastete Rot-Grün Versäumnisse an: „Wenn SPD und Grüne ihre Landes- und Kreisverbände in der Vergangenheit von einem klaren Nein zum newPark überzeugt hätten, dann wäre das Vorhaben längst vom Tisch“, meint er. Aber so gebe es immer wieder Unterstützung von IHK und DGB für den newPark, der hektarweise Natur- und Ackerfläche in den Rieselfeldern zerstöre.


Es gibt genügend Brachflächen in der nahen Umgebung

Kirsten Hase von der Grünen ging auf den Einwurf von Ludger Finke ein, dass die Nachfrage bei der Wirtschaft groß sei, gerade jetzt, wo viele Firmen aus Russland und China zurück nach Deutschland kämen. „Wir haben mit Kraftwerks- und Zechenbrachen in Datteln, Lünen oder Castrop-Rauxel genug Alternativflächen im Angebot“, so die bekannte Waltroper Unternehmerin. „Da müssen wir in Zeiten der Klimakrise nicht noch weitere Grünflächen zu betonieren.“


Am Ende stimmte die Mehrheit von SPD, Grünen und Aufbruch für den Widerspruch gegen den Dattelner Bebauungsplan. Ob es in der Ratssitzung am kommenden Donnerstag (8. 9.) noch zu einem finalen Schlagabtausch kommt?

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