Keine IGA im FFH-Gebiet

Keine IGA im FFH-Gebiet

05.12.2022


Natürlich haben Gartenausstellungen ihre Existenzberechtigung, niemand wird das bezweifeln. Die Ausstellungen in Hamburg-Wilhelmsburg 2013 und in Berlin-Hellersdorg 2017 haben das eindrucksvoll bewiesen. Dort wurden urbane und ökologisch aufzuwertende Flächen der Natur zurückgegeben. Anschließend konnte die Stadtbevölkerung die erschlossenen Gelände als öffentliche Parkanlagen nutzen. 

Für die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 entsteht so in unserer Nähe am Wasserkreuz Emscher / Rhein-Herne-Kanal an der Stadtgrenze Castrop-Rauxel / Recklinghausen ein 32 Hektar großer "Natur- und Erlebnispark". Er soll aus Bauern- und Färbergärten und Streuobstwiesen bestehen und eventuell alternativ mit Pferden beweidet werden. Des Weiteren soll ein "Klassenzimmer" zum Thema Wasser, samt Wasserspielplatz errichtet werden. Alle Flächen werden nach der Gartenschau für die Öffentlichkeit als Naherholungsflächen freigegeben.


Aber Internationale Gartenausstellungen gehören nicht in ein Flora-Fauna-Habitat, ein besonders schützenswertes FFH-Naturschutzgebiet mit dem Status Natura 2000 – und die Lippeauen in Datteln zählen zu diesen Gebieten. Die Lippeauen sind keine kunstvoll angelegte Gartenlandschaft, nein, sie säumen einen Fluss, der noch einen Teil seines ursprünglichen Charakters bewahrt hat bzw. in den letzten Jahren vom Lippeverband aufwändig renaturiert wurde. Uns leuchtet nicht ein, was das erklärte Ziel dieses Gebietes, die natürlichen Lebensräume sowie die in diesem Lebensraum typischerweise vorkommenden Pflanzen und wildlebenden Tiere zu erhalten, mit den Zielen einer Leistungsschau des Garten- und Landschaftsbaus zu tun hat.

Eingebettet in das Natura 2000 -Naturschutzgebiet "Lippeauen" (rot)

liegt die Liegenschaft der Ruhrkohle "Haus Vogelsang" (grün).

„Die Wildnis vor der Haustür“

„Zentrale Zielsetzung des Projektes ist es, den auf Dattelner Stadtgebiet liegenden Landschaftsraum im Umfeld von Haus Vogelsang und des südlichen Lippeufers unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten zu entwickeln, indem eine wirksame und auf die Ziele des Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebietes hin gerichtete Besucherlenkung stattfindet sowie am Standort Haus Vogelsang Bildungs- und Vermittlungsangebote für nachhaltige Entwicklung entstehen. Besonders innovativ ist dabei, dass Möglichkeiten eines digitalen Landschaftserlebnisses erprobt und angeboten werden (z. B. Live-Übertragungen, Simulationen).“

Die Vorlage suggeriert, dass „die Fördermaßnahme auf eine naturverträgliche Landschaftsentwicklung und auf die Stärkung eines hochwertigen Naturraumes abzielt“. Nicht nur die Naturschutzverbände, auch die Dattelner Grünen haben jedoch den Eindruck, dass der Verein 2Stromland e.V., die Haus Vogelsang Stiftung und die Landschaftsagentur plus, alle mit Sitz auf Haus Vogelsang, sowie die angrenzenden Kommunen Datteln, Haltern am See und Olfen und die Stadtvertreter von SPD und CDU unter dem Deckmantel des Naturschutzes diese gerade mit vielen Millionen Euro hergestellten Rückzugsräume in dem für die heimische Natur so wichtigen FFH-Gebiet Lippeaue für neue Besucherströme öffnen wollen.

Nicht nur die in den Lippeauen brütenden Weißstörche ziehen viele Ornithologen an,

denn viele weitere Stand- und Zugvögel sind dort noch zu sehen.

Unter dem Deckmantel der „naturverträglichen Besucherlenkung“ wollen sie das Gebiet für den Tourismus erschließen. Ein FFH-Gebiet soll dagegen ein streng geschützter Rückzugsraum sein für Pflanzen und Tiere, in den die Menschen möglichst nicht eindringen und der vom Tourismus verschont bleibt. Für die Wählergemeinschaft Die Grünen Datteln ist eine weitere Belastung und Beeinträchtigung dieses Schutzraumes nicht hinnehmbar.

Umfangreiche Umbauplanungen im Umfeld des FFH-Gebietes

„Die Vogelsang Stiftung als Projektträgerin lässt derzeit Umbauplanungen zur Gestaltung eines Ankunftsortes mit Empfangs-, Gruppen-, Medienräumen im Bestand der Wirtschaftsgebäude erarbeiten, die als Grundlage für den Förderantrag dienen sollen. Dabei ist ... zu gewährleisten, dass eine baurechtliche, denkmalrechtliche und naturschutzrechtliche Zulässigkeit des Vorhabens durch die zuständigen Behörden in Aussicht gestellt wird.“

Nicht nur die Naturschutzverbände, auch die Dattelner Grünen haben den Eindruck, dass es bei den Bestrebungen im Umfeld der Lippeauen einzig und allein um die touristische Vermarktung der seit einigen Jahren ungenutzten Ruhrkohleliegenschaft Haus Vogelsang geht. Mit allen Mitteln sollen Töpfe angezapft werden, auch wenn sie nicht unmittelbar mit dem Naturschutz zu tun haben, um Haus Vogelsang am Leben zu halten. Vor allem unter naturschutzrechtlichen Vorgaben erscheint dies für die Wählergemeinschaft Die Grünen nicht darstellbar.

Lasst uns alles tun, um die Lippeauen für Naturliebhaber und Wanderer zu erhalten! Lasst uns alles tun, um die Öffnung des Naturschutzgebietes Lippeauen für den Massentourismus und Abenteuerromantik zu verhindern!



Jetzt lesen:

Bewahrt die Natur in der Lippeaue!

- Unsere Stellungnahme vom 30.01.2020

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