Aktiv gegen Zigarettenkippen
13.04.2024
Im Herbst 2023 hatte die Wählergemeinschaft Die Grünen einen Antrag an den Rat der Stadt Datteln gestellt, mit dem sie das gravierende Problem der achtlos weggeworfenen Zigarettenstummel im Stadtgebiet, vor allem auf Spielplätzen und Grünflächen, an Bushaltestellen und in der Innenstadt, angehen wollte. Vorrangiges Ziel unseres Engagements war die Sensibilisierung der Raucher zum umweltbewussten Umgang bei der Entsorgung der Zigarettenkippen.
Sicherlich war uns klar, dass das Kippenproblem kein spezifisch Dattelner Problem ist, dass es keinen einfachen Lösungsweg zur Beherrschung der tausendfach herumliegenden Stummel gibt, dass vielmehr verschiedene Aspekte zu bedenken sind: das Einsammeln der Kippen in geeigneten Aschenbechern, eine Informationskampagne zur Bewusstseinsstärkung der Bevölkerung, eine intensivere Kontrolle der Verstöße gegen die geltenden Regelungen betreffend Abfallvermeidung und Rauchverhalten.
Und als Grüne dachten wir, es stünde uns gut zu Gesicht, ein Verfahren zur Nutzung wertvoller Rohstoffe vorzuschlagen, das verspricht, die Kippen nicht nur einzusammeln, sondern auch stofflich zu verwerten. Deshalb hatten wir beantragt, Abfall-behälter für Zigarettenstummel im Rahmen des „Tobacycle" Sammelsystems aufzustellen. Nach unseren Informationen sollen die vom Sammelsystem „Tobacycle“ gesammelten Zigaretten-stummel restlos zu einem Granulat verwertet werden, aus welchem neue Behälter für das Tobacycle-Sammelsystem hergestellt werden.
In ihrem Sachverhalt erklärt die Dattelner Stadtverwaltung: „Die über die Gesellschaft TobaCircle GmbH gesammelten Zigarettenkippen werden keiner stofflichen Verwertung zugeführt (es erfolgt keine Trennung der einzelnen Abfallfraktionen Asche, Tabak, Papier, Filter). Vielmehr werden die Zigarettenkippen thermisch verwertet, das bedeutet sie werden wie bisher auch in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt. Eine stoffliche Verwertung der Zigarettenkippen wird laut Mitteilung von TobaCycle n.e.V. angestrebt, der dadurch betriebene Aufwand zum Trennen der Abfallfraktionen gegenüber der herkömmlichen (thermischen) Verwertung ist allerdings weitaus größer und somit aktuell nicht zielführend.“
Diese Informationen und die von der Verwaltung ermittelten Kosten - die Gesamtkosten für die flächendeckende Einführung des Tobacycle-Sammelsystems lägen im ersten Jahr bei ca. 136.000,00 €, die jährlichen Folgekosten bei ca. 46.000,00 € - führten dazu, diesen Teil unseres Antrags zurückzuziehen.
Was haben wir aus der Beratung im Betriebsausschuss gelernt?
„In Datteln sind bereits viele Abfallkörbe mit Aschenbechern ausgestattet“, erklären uns Michael Seega und Herr Kuhs vom Kommunalen Servicedienst Datteln (KSD). Wortwörtlich ist diese Aussage allerdings nicht zu nehmen. Aber: Die grünen und orangenen Abfalleimer, die über das Stadtgebiet verteilt sind, verfügen über einen Metallstreifen, auf dem die glühenden Zigaretten ausgedrückt werden können, bevor sie dann problemlos in den Behälter geworfen werden können. Und die Metallbügel der neueren schwarzen Abfalleimer sollen ebenfalls die Möglichkeit eröffnen, an ihnen die Kippe auszudrücken, bevor sie im Plastikbehälter entsorgt wird. Die gesammelten Zigarettenkippen werden zusammen mit den Abfällen der Straßenpapierkörbe einer thermischen Verwertung (RZR Herten - Müllverbrennungsanlage) zugeführt, nicht anders als die über das Tobacycle-Sammelsystem eingesammelten Stummel.
Als einen Problembereich hatte die Wählergemeinschaft die Spielplätze hervorgehoben. Denn Kinder sind natürlich besonders gefährdet, vor allem kleine Kinder, die regelmäßig die Zigarettenkippen im Spielplatzsand finden und dann in den Mund stecken könnten – oder tatsächlich in ihren Mund stecken. Gerade kleine Kinder sind Meister darin, Kleinteile aus dem Sand zu fischen und sich in den Mund zu stecken. Vergiftungen durch Zigarettenstummel können vor allem bei kleinen Kindern lebensgefährlich werden.
Als Ergebnis der Ausschusssitzung hat der KSD jetzt Piktogramme „Rauchen verboten“ bestellt, um die Hinweisschilder auf Spielplätzen mit dieser Information nachzurüsten: „Das Rauchen auf Spielplätzen ist verboten!“
Einig waren sich alle Mitglieder des Betriebsausschusses, dass die Verwaltung eine Kampagne gegen Zigarettenkippen im Stadtgebiet durchführt. Wir hatten angeregt, dazu Plakate sowie eine Broschüre zu entwickeln, die mit eindrücklichen Bildern über die Gefahren aufklären, die für Mensch und Natur von Zigarettenkippen ausgehen. Die Kampagne muss medienwirksam begleitet werden. Darüber hinaus wird seitens des KSD angeregt, dieses Thema im gesamten Kreis Recklinghausen aufzugreifen.
Was zuvor geschah:
Aktiv gegen Zigarettenkippen
16.03.2024
In Deutschland werden jedes Jahr rund 49 Milliarden Zigarettenkippen achtlos weggeworfen und landen als toxischer Sondermüll in der Natur. Dies geschieht mit verheerenden Folgen, denn die Gifte, die sich in den Filtern und Stummeln befinden, kontaminieren den Boden und das Trinkwasser. Bei Regen sickern Giftstoffe wie Arsen, Schwermetalle und Blei in den Erdboden oder ins Grundwasser.
Jeder Mensch, der auf seine eigene Gesundheit und vor allem auf die Gesundheit von Kindern achtet, sollte aktiv etwas gegen die latente Gefahr in unserer Nachbarschaft tun.
Zigarettenkippen stellen aber nicht nur für Menschen eine Gefahr dar. Auch für Tiere können Kippen tödlich sein, wenn sie die Kippen für Nahrung halten oder durch Kippen kontaminiertes Wasser trinken. Bereits eine einzige Zigarettenkippe kann nämlich mehrere Liter Wasser verseuchen. Zudem zerfallen die Zigarettenstummel zu Mikroplastik und belasten auch auf diese Weise unsere Gewässer.
Es ist somit im Interesse aller, die Entsorgung von Zigarettenstummeln im gesamten Stadtgebiet durch entsprechende Aschenbecher zu ermöglichen, in der Innenstadt, an Bushaltestellen, in Grünanlagen, auf Spielplätzen.
Recklinghausens Lösung: Sammelbehälter mit Extraöffnungen für Zigarettenstummel
Die Wählergemeinschaft hat vorgeschlagen, für die Sammlung und Verwertung von Zigarettenabfällen einen Sammelpartner auszuwählen – wie etwa des Systems „Tobacycle". Diese Sammelbehälter werden präsent im Stadtgebiet verteilt, indem sie an Laternenmasten etc. angebracht werden und die Bürger*innen dazu „einladen", ihre Zigarettenkippen dort zu entsorgen, anstatt sie achtlos auf die Straße zu werfen.
Die gesammelten Zigarettenstummel werden dann durch den Sammelpartner restlos zu einem Granulat verwertet werden, aus welchem neue Behälter für das Tobacycle-Sammelsystem hergestellt werden.
Besonders gefährdet sind natürlich Kinder, vor allem kleine Kinder, die regelmäßig die Zigarettenkippen im Spielplatzsand finden und dann in den Mund stecken könnten – oder tatsächlich in ihren Mund stecken. So fand unser Antrag „Aschenbecher und Kampagne gegen Zigarettenstummel“ zunächst den Weg in den Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie. Vor allem weil das Rauchen auf Spielplätzen grundsätzlich verboten ist, bewertet der Jugend-Dezernent Peter Wenzel in seiner Stellungnahme für den Ausschuss das Aufstellen von Aschenbechern auf Spielplätzen im Rahmen des „Tobacycle"-Sammelsystems als problematisch und bedenklich, insofern sprach er sich im Ausschuss vehement gegen die Installation dieses Systems im Bereich von Spielplätzen aus.
Natürlich sprechen vielfältige Gründe für ein generelles und striktes Rauchverbot auf Spielplätzen. Gerade kleine Kinder sind Meister darin, Kleinteile aus dem Sand zu fischen und sich in den Mund zu stecken. Vergiftungen durch Zigarettenstummel können vor allem bei kleinen Kindern lebensgefährlich werden.
Ein Verbot alleine bewirkt jedoch nicht, dass auf Spielplätzen tatsächlich nicht geraucht wird. Die Einhaltung des geltenden Rauchverbots kann ausschließlich durch die ständige Kontrolle durch Ordnungsamt oder Polizei sichergestellt werden. Die Zahl der zurückgelassenen Zigarettenstummel verrät ohne wenn und aber, dass dort regelmäßig gegen dieses Verbot verstoßen wird, ja dass zahlreiche Begleiter der spielenden Kinder dort trotz des geltenden Rauchverbots widerrechtlich rauchen. Deshalb stellen Zigaretten - wie bereits geschildert - auf dem Spielplatz für Kinder eine Gefahrenquelle dar. Denn leider landen die Kippen der gerauchten Zigaretten häufig im Spielplatzsand, vor allem dann, wenn es dort keine Sammelbehälter für Zigarettenstummel gibt.
Nichts wäre sinnvoller, als die Verschmutzung durch die Aufstellung von Aschenbechern auf ein Minimum zu reduzieren, zumal die Gesetzeslage das Anbringen von Aschenbechern auf Spielplätzen nicht explizit verbietet. Deshalb kann man dort - zum Wohle der Kinder - diese Behälter aufstellen, auch wenn das Rauchen selbst nicht gestattet ist. Gleichzeitig sollte mit einer Informationskampagne auf das Rauchverbot aufmerksam gemacht und Erziehungspersonen dahingehend sensibilisiert werden.
Die Vorstellung, dass das Bereitstellen von Aschenbechern Menschen zum Rauchen verleitet, ist irrsinnig. Das Aufstellen von Aschenbechern lädt Nichtrauchende oder Raucher* innen, die prinzipiell nicht auf dem Spielplatz rauchen, wohl kaum dazu ein, mit dem Rauchen zu beginnen, sondern regt diese vielmehr dazu an, anstatt auf dem Spielplatz vor dem Spielplatz zu rauchen und die Zigaretten entsprechend direkt zu entsorgen. Die Aufstellung von Aschenbechern im Rahmen des „Tobacycle“- Sammelsystems führt sicherlich nicht dazu, das gesetzwidrige Rauchverhalten zu legalisieren.
Im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie konnten wir leider die Mehrheit der Ausschussmitglieder nicht überzeugen, für unseren Antrag zu stimmen.
Allerdings wurde während der Sitzung des Ausschusses nicht thematisiert, dass wir nicht ausschließlich Spielplätze mit Aschenbechern ausstatten wollen. Vielmehr sollen auch Grünflächen, Bushaltestellen und die Innenstadt abgedeckt werden. Und zwar mittels des „Tobacycle“-Sammelsystems, das bereits in vielen deutschen Städten etabliert wurde.
Wir hoffen, dass diese Aspekte unseres Antrags im Betriebsausschuss sachgerecht besprochen werden.
Auch diese beiden Lösungen für das Sammeln von Zigarettenstummeln haben wir in Recklinghausen gefunden.
Unser Antrag:
Es gibt sie bereits:
Vereinzelt finden sich in der Dattelner Innenstadt
Mülleimer mit Aschenbecher.