Allzeit gute Fahrt

Allzeit gute Fahrt?


Bequem und sicher in die Innenstadt?

01.08.2021


„Radfahren in Datteln – Wie im Urlaub.“ Natürlich eröffnet sich für Radfahrer in der heimischen Wald-, Wiesen- und Auenlandschaft auf den verkehrsarmen Wirtschaftswegen abseits der innerstädtischen Straßen ein prächtiges Paradies, das wissen auch die hiesigen Radfahrer zu schätzen; und auch die drei Kanalstrecken in Richtung Norden, Westen und Osten sind gut ausgebaut. Da kann ein auswärtiger Besucher schon einmal ins Schwärmen geraten, wenn er an der Alten Fahrt entlang über die Lippebrücke ins Münsterland radelt.

Landschaftlich schöne Allee im Westen der Stadt: Hachhausener Straße

Doch sind erhebliche Zweifel an dieser einseitigen Betrachtungsweise angebracht, das Radfahren ist in Datteln nämlich nicht immer ein Vergnügen. Denn die schmalen Radwege an der Castroper Straße gelten vielen Radfahrern nicht als sicher: gefährliche Kreuzungen, unübersichtliche Hofeinfahrten, in den Radweg hinein parkende Autos, unvermittelt aufgehende Autotüren tragen wesentlich dazu bei, dass diese Radfahrerwege an der Castroper Straße die unbeliebtesten im Stadtgebiet sind und das negative Ergebnis der ADFC-Umfrage im Jahre 2020 entscheidend beeinflusst haben. Dass die Ampelschaltung an der Einmündung „Zum Schleusenpark“ extrem fahrradunfreundlich geschaltet ist, bildet da nur das Tüpfelchen auf das bedrückende Gesamtbild. Während der Verkehrsunfallbericht der Polizei Recklinghausen in Datteln für das verkehrsärmere Corona-Jahr 2020 einen Rückgang der Verkehrsunfälle um 12,6 % ausweist, blieb die Zahl der Unfälle mit Radfahrern auf hohem Niveau: nämlich 39 Verunglückte.

Ostring

Wenn aber die Castroper Straße als sichere Verbindung zwischen den Stadtteilen im Süden und der Innenstadt ausscheidet, wenn auch die ungeduldig erwarteten wasserbegleitenden Verbindungen an Kanal, Mühlen- und Dümmerbach auf sich warten lassen, wie radeln die Dattelner eigentlich zur Zeit sicher und bequem von ihren Wohnungen in die Innenstadt?


Die Wohnstraßen m Hötting, in Hachhausen, Hagem oder Meckinghoven kommen in der Regel ohne Radweg daher; hier gilt es demnach für Radfahrer, sich in den fließenden Verkehr einzuordnen. Das ist laut ADFC sowieso die sicherste Methode, vom Autofahrer bestens gesehen zu werden.

Friedrich-Ebert-Straße

Und wo gibt es Radfahrerwege in Datteln?


Neben den viel gescholtenen Radwegen an der Castroper Straße gibt es straßenbegleitende Radwege in die Stadt an der Münsterstraße (800 m), der Lohstraße (300 m), der Hafenstraße (1,1 km), dem Grünen Weg (600 m), der Redder Straße (400 m), der Friedrich-Ebert-Straße (3,1 km), am Westring (700 m), am Südring (1,9 km), am Hagemer Kirchweg (1,3 km), Emscher-Lippe-Straße (1,1 km), Bahnhofstraße (900 m), Seitenstreifen an der Ahsener Straße (500 m) und an der Recklinghäuser Straße (4,6 km). Zudem verlaufen ein Radweg von Horneburg über die Lukas-Kreuzung in Richtung Waltrop-Oberwiese (3 km), ein Radweg an der Redder Straße in die Bauerschaft Bockum (4,4 km) und ein Radweg an der Markfelder Straße am Rande der Rieselfelder (6,5 km). Diese Auflistung zeigt, dass bei der Verbesserung der hiesigen Verkehrsinfrastruktur für Radfahrer nicht nur Aspekte und Straßenzüge eine Rolle spielen, die die Stadt Datteln direkt beeinflussen kann. Viel liegt in der Hand von Straßen.NRW und des Kreises Recklinghausen. Auf beide, so wünscht es sich die Wählergemeinschaft Die Grünen, soll der Bürgermeister einwirken, um einheitliche Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu gewährleisten.





Zudem stehen im Stadtgebiet eine Reihe von Wegeverbindungen Fußgängern und Radfahrern gemeinsam zur Verfügung: die Uferpromenade am Dortmund-Ems-Kanal, die Verbindung von der Ecke Hötingstraße/Elisabethstraße durch den Höttingpark bis zur Hafenstraße, kurze Teilstücke von der Genthiner Straße (Dorfschultenhof) zur Lohstraße, von der Amandusstraße zur Düppelstraße, von der Friedrich-Ebert-Straße zum August-Schmidt-Ring bzw. Zum Wetterschacht, der Weg parallel zum Mühlenbach von der Castroper Straße bis zum Hagemer Kirchweg und weiter bis zur Stemmbrückenstraße, die Verbindung durch den Hagemer Park, das Teilstück der Telemannstraße von der Wagnerstraße bis zur Schubertstraße, die Verbindung von der Telemannstraße über die Regerstraße bis zur Brücke über den Dümmerbach und weiter bis zur Castroper Straße, der Weg hinter den Häusern des Neubaugebietes Zum Heideweg, die Strecke von der Straße Im Busch bis zur Hedwigstraße, der Pfarrer-Ecke-Weg, die Wege am Sportpark Süd von der Böckenheckstraße bzw. dem Meckinghover Markt bis hin zur Bahnhofstraße.


Grüner Weg

Abzweig von der Bahnhofstraße

Warum werden diese Radwege in Datteln so oft kritisiert? Warum verspüren so viele Dattelner einen Mangel an bequemen und sicheren Verbindungen für ihren Weg zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen, für ihre Fahrten von den Wohnbereichen in die Innenstadt, in die Nachbarstädte oder in die angrenzenden Naherholungsgebiete?

Hafenstraße

Sicherlich ist in Datteln nicht alles schlecht, aber vieles ist verbesserungswürdig. Teilweise sind die Radwege auch sehr gefährlich. Es war kein Zufall, dass Datteln beim letzten Klima-Test des ADFC (2020) nur den letzten Platz unter den NRW-Kommunen belegt hat, zu vielfältig sind die zu kritisierenden Mängel der Dattelner Radwegeinfrastruktur:

  • zu schmale Radstreifen von oft nur 1 Meter Breite (vor allem problematisch für die immer beliebter werdenden Lastenfahrräder)
  • Benutzungspflicht der gemeinsamen Fuß-und Radwege auf engen und ungeeigneten Bürgersteigen, die zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern führt - (wird aufgrund eines Beschlusses vom 09.04.2019 von der Verwaltung überprüft; Ergebnis liegt noch nicht vor)
  • der schlechte Zustand von holprigen, vielfach ausgebesserten, geflickten Asphalt- oder groben Schotterstrecken
  • Unebenheiten durch hoch drückende Baumwurzeln
  • mangelhafte Bürgersteigabsenkungen an Einmündungen
  • fehlende oder verblasste Markierungen
  • unbefriedigende Räumung der zentralen Rad- und Fußwege im Stadtgebiet von Schnee und Eis
  • unzureichende Nutzung der Möglichkeit der farblichen Kennzeichnung von Radwegen
  • seltene Angebote zur Nutzung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung
  • der schmerzlich vermisste Lückenschluss am Dortmund-Ems-Kanal zwischen der Löhringhof- und der Lukasbrücke
  • fahrradunfreundliche Ampelschaltungen (verkürzte Grünphase bzw. verpflichtende individuelle manuelle Anforderung)
  • keine Induktionsschleifen für Radfahrer an Radwegen
  • zahlreiche Baustellen ohne bequeme Radwegeführung
  • fehlendes Management für Radwege


Wer diese Liste ergänzen möchte, kann dies gerne tun: info@gruene-datteln.de

Der Radweg entlang der Talsperre  in Hagem wurde im Frühjahr 2021 asphaltiert.

Abschließend wollen wir nicht verschweigen, dass sich jüngst etwas getan hat. Im Frühjahr hat der Lippeverband die Verbindung vom Hagemer Kirchweg zur Stemmbrückenstraße neu asphaltiert. Und die Entwicklungs-Gesellschaft Süd (EWIGES) hat eine gut befahrbare Sackgasse im Gewerbegebiet „Zum Schleusenpark“ bis vor die Unterführung unter die Hamm-Osterfelder Eisenbahn angelegt – leider noch keine attraktive, einladende Alternative zur gefährlichen Strecke an der Castroper Straße.

Neuer Radweg Zum Schleusenpark

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