friedrich ostendorff in oer-erkenschwick

Verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eiprodukte

Bundestagsabgeordneter Friedrich Ostendorff zu Gast in Oer-Erkenschwick
15.02.2018

Auf Einladung der „BI Nein zur Westfleisch-Erweiterung“ traf der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Friedrich Ostendorff, im Oer-Erkenschwicker „Café Zimmer frei“ aktive BI-Mitglieder, engagierte Mitstreiter und interessierte Zuhörer aus dem gesamten Ostvest.

Zwei zentrale Forderungen stellte der grüne Agrarpolitiker in den Mittelpunkt seiner Ausführungen: Zum einen den Umbau des bestehenden Prämiensystems in der Landwirtschaft. Ostendorff  fordert, dass Agrarfördermittel konsequent für den Umbau in eine sozial-, umwelt und tierschutzverträglichen Landwirtschaft eingesetzt werden Außerdem spricht er sich für eine verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung für tierische Produkte aus, so wie dies bereits bei Schaleneiern im Supermarkt erfolgreich eingeführt wurde.

Er betont, dass immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher Wert auf Nachhaltigkeit und Tierschutz legen. Dennoch könnten sie im Supermarkt bei Fleisch- und Milchprodukten sowie Produkten mit verarbeiteten Eiern keine informierte Kaufentscheidung treffen, da eine transparente und einheitliche Kennzeichnung fehle.

Seine Forderungen hätten das Ziel, die industriell betriebene Tierhaltung in landwirtschaftlichen Großunternehmen umzustrukturieren zugunsten der kleineren bäuerlichen Familienbetriebe. Er bedauert, dass die veterinärrechtlichen Auflagen, die kleineren Schlachthöfe, z.B. Recklinghausen oder Unna, härter treffen als die industriell fertigenden Großschlachthöfe, z.B. Westfleisch in Oer-Erkenschwick. Kleine Einheiten hätten stärker mit den Kostenstrukturen und der allgegenwärtigen Dokumentation zu kämpfen als große Betriebe.

Friedrich Ostendorff ist sich sicher, dass informierte Verbraucherinnen und Verbraucher auch bei Wurst und Fleisch verstärkt zu Produkten greifen, die aus tiergerechter Haltung stammen. Dies sei der konsequente Weg, den Tierschutz in der Nutztierhaltung flächendeckend voranzubringen. Deshalb begrüßt er auch den Vorstoß eines großen Discounters, freiwillig alle Frischfleischprodukte (Schwein, Rind, Pute, Hähnchen) seiner Eigenmarken mit einem sogenannten Haltungskompass zu kennzeichnen. Kunden würden so bei ihrer Kaufentscheidung unterstützt, bewusst zu wählen, wie das Tier gehalten und nach welchen Kriterien es aufgezogen wurde.

Die Ergebnisse des Koalitionsvertrages seien aus Tierschutzsicht enttäuschend, so Ostendorff. Statt sich für eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für tierische Produkte auszusprechen, plane die GroKo lediglich die Einführung eines staatlichen freiwilligen Labels mit vermutlich sehr niedrig Mindestkriterien, die sogar teilweise unter dem gesetzlichen Mindestanforderungen liegen. Damit sei weder den Tieren geholfen, noch dem Verbraucher.

Langfristig, so vermutet Ostendorff, gehe der Fleischkonsum in Deutschland weiter zurück. Für die Biolandwirtschaft sieht er eine weiterhin steigende Nachfrage. Auch der chinesische Markt, der heute noch einen großen Teil der mit schlecht bezahlten, ausgebeuteten Arbeitern billig produzierten deutschen Überproduktion abnehme, werde recht bald wegbrechen, weil die Chinesen schnell lernen, die eigene Fleischproduktion aufzubauen und auszuweiten. Schon bald würden sie verstärkt als Konkurrent auf dem Weltmarkt auftreten. Daher spricht er sich für eine Stärkung von Erzeugerorganisationen und den Ausbau regionaler Märkte aus.
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