Glasfaser ja – aber von wem?
19.02.2023
Westconncet oder Telekom? Viele Interessenten hier in Datteln sind hochgradig verunsichert wegen der nicht immer sachlichen, teils irritierenden Berichterstattung in der Tagespresse. Sollen sie einen Vorvertrag mit Westconnect abschließen, sollen sie mit der Telekom eine Gestattungsvereinbarung treffen, oder sollten sie sich gar an beide Anbieter binden?
Straßenzüge, in denen Westconnect in Datteln Glasfaseranschlüsse legen möchte
Im vergangenen Jahr eröffnete die E.ON-Tochter Westconnect das Ringen um die Dattelner Haushalte. Sie versprach bis zu 11.000 Haushaltungen in der Stadt, einen Glasfaseranschluss in ihre Wohnung (FTTH = Fiber to the home) zu verlegen, falls die Zahl von 3300 Vertragsabschlüssen erreicht würde. Nachdem Bürgermeister André Dora in einem Brief an alle Dattelner Haushaltungen dieses Angebot als „attraktiv“ bezeichnet hatte, unterschrieben zahlreiche Dattelner*innen einen Vorvertrag mit Westconnect. Anfang dieses Jahres teilte dann auch die Telekom mit, dass sie beabsichtige, bis zu 15.000 Dattelner Haushalte mit einem FTTH-Glasfaser-Anschluss ans weltweite Netz anzubinden.
Beiden Angeboten gemeinsam ist, dass die Verlegung der Glasfaserleitung bis in die Wohnung kostenlos erfolgt. Nach der Installation des Anschlusses verlangt Westconnect von den Kunden eine zweijährige Bindung an das Unternehmen. Je nach abgerufener Leistung werden Tarife zwischen 49.90 € und 92.90 € angeboten. Zu welchen Unternehmen man anschließend wechseln kann, schweigt Westconnect bislang.
Open Access ist ein wichtiger Faktor, da es ermöglicht, dass mehrere Anbieter auf dieselbe Leitung zugreifen und Kunden eine größere Auswahl an Optionen haben. Da es bei Westconnect Schwierigkeiten mit anderen Anbietern zu geben scheint, ist es wahrscheinlich, dass man bei der Telekom mehr Auswahl hat. Im Zuge des Open Access verlangt die Telekomt von Neukunden keine zeitliche Vertragsbindung. Interessenten können ihren Anschluss auch für Verträge mit 1&1, O2 Telefonica, Vodafone oder NetCologne nutzen.
Straßenzüge, in denen die Telekom ihre Glasfaseranschlüsse in Datteln verlegen möchte
Als Wählergemeinschaft die Grünen begrüßen wir die Aktivitäten der Telekom in Datteln.
Denn die Glasfaser der Telekom ist aufgrund des „dual Stack Ansatzes“ eine bessere Option als die von Westconnect, da sie eine höhere Flexibilität und Kompatibilität bietet. Bei der Telekom bekommt der Kunde nämlich eine herkömmliche (IPv4) und eine moderne (IPv6) Adresse für den Router, die beide direkt aus dem Internet erreichbar sind. Dadurch wird eine bessere Anpassbarkeit an verschiedene Netzwerke und Technologien ermöglicht. Darüber hinaus ist es für VPN-Verbindungen und Homeoffice-Arbeitsplätze von Vorteil, da das von Westconnect angebotene Verfahren CGN (Carrier-Grade Network Address Translation) oft zu Konnektivitätsproblemen und eingeschränkter Funktionalität führt. Denn gemäß seiner Privatkundenbeschreibung nutzt Westconnect nur die Sparvariante der herkömmlichen Adresse, die nicht direkt aus dem Internet erreichbar ist, sondern nur über eine Art Weiterleitung. Eine moderne IPv6-Adresse scheint es nicht zu geben.
Das von Westconnect genutzte Carrier Grade NAT Weiterleitungs-Verfahren nutzen zwar viele Anbieter, da IPv4 Adressen weltweit ein knappes Gut sind. In der Regel nutzen andere Anbieter dieses Verfahren aber zusammen mit einer IPv6 (dem Nachfolger der IPv4 Adresse aufgrund der Knappheit). Da die Telekom als Altanbieter über sehr viele IPv4 Adressen verfügt, hat die Telekom kein Problem, ihren Kunden beide Adressen anzubieten. Dass Westconnect wegen der fehlenden IPv4 Adressen das Weiterleitungs-Verfahren anwendet, ist sicherlich nicht ganz verwerflich, dass das Unternehmen aber keine moderne IPv6 Adresse anbietet, irritiert schon.
Für rein privates Surfen ohne Homeoffice ist das nicht problematisch. Für Unternehmen und Arbeitnehmer*innen, die auch immer öfter auf das Homeoffice als Arbeitsort setzen, könne das aber sehr wohl ein Problem werden. Es gibt Dienste, die dann nur eingeschränkt oder auch gar nicht funktionieren. Daher ist die Telekom eine bessere Wahl für Unternehmen, die eine zuverlässige und flexible Glasfaserverbindung benötigen, um ihre Arbeitsabläufe und Geschäftstätigkeiten zu unterstützen.
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Mehrzahl der Bürger*innen unserer Stadt - aus technischen Gründen wegen der fehlenden öffentlichen IP-Adressen und wegen der zweijährigen Bindung - keinen Westconnect-Anschluss wünschen. Wir hätten uns im Vorfeld eine bessere Kommunikation zwischen Stadt und Bürgern gewünscht, ebenso ein besseres Verhandlungsgeschick bezüglich der Mindertiefe. Umso größer ist die Freude, das seitens der Telekom nun auf die Mindertiefe verzichtet wird.
Wir verstehen, dass die Bürger*innen unserer Stadt verunsichert sind, insbesondere aufgrund des Schreibens des Bürgermeisters. Wir möchten betonen, dass die Telekom-Glasfaser eine zuverlässige und zukunftsweisende Option ist, die die Bedürfnisse unserer Stadt und ihrer Bewohner erfüllt. Wir empfehlen allen Bürger*innen, sich ausführlich über die verfügbaren Optionen zu informieren und eine gut informierte Entscheidung zu treffen, wenn es um ihre persönlichen Glasfaserbedürfnisse geht.