Hitzeinsel im Grünen
13.02.2025
Im „Integrierten Klimaanpassungskonzept für die Stadt Datteln“ hat das Bochumer Büro K,PLAN GmbH eine Analyse von Informationen und raumbezogenen Daten zur stadtklimatischen Situation in Datteln vorgelegt, mit dem Ziel, ein Konzept zu entwickeln, um den Folgen des Klimawandels stadtweit mit umfassenden und wirksamen Maßnahmen entgegenzutreten.
Im Rahmen dieses Konzeptes wurde eine Karte zu den Hitze-Hotspots im Stadtgebiet erstellt, und zwar aus den vorhandenen Daten und Untersuchungen zum Klima in Datteln zusammen mit den Oberflächendaten zur Realnutzung und Oberflächentemperaturen. In dieser Untersuchung wurden auch die Risikopotenziale sowie die Betroffenheiten in Hinblick auf aktuelle und zukünftige Klimaveränderungen ermittelt.
Klimakarte der Stadt Datteln im IST-Zustand
Klimakarte der Stadt Datteln im Zukunftsszenario
Bei der Durchsicht der Vorhersagen fällt auf: Durch die geplante Neuversiegelung im Außenbereich wird in den ehemaligen Dortmunder Rieselfeldern die Entwicklung einer Hitzeinsel im Grünen prognostiziert. (Klimatopkarte der Stadt Datteln im Zukunftsszenario, S. 17)
Dabei hatte sich das Büro ausdrücklich als Ziel gesetzt, für die Zukunft das Leitbild der „Klimaresilienten Stadt Datteln“ zu entwerfen: „Übergeordnetes Ziel des Klimaanpassungskonzeptes für die Stadt Datteln ist es, die Stadt auf die Klimaveränderungen vorzubereiten und umsetzbare, handlungsorientierte Maßnahmen zur Anpassung an die klimatischen Veränderungen zu entwickeln.“
Und nun das: eine neue Hitzeinsel taucht im Osten der Stadt auf, gerade dort, von wo die dringend benötigte Abkühlung für die innenstädtischen Wärmeherde erhofft wird.
Kenner des Dattelner Szenarios wissen, worum es geht: Eine große Mehrheit im Dattelner Rat hat vor – gegen die Stimmen der Grünen –, in den bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen Datteln und Waltrop ein gigantisches Industriegebiet anzusiedeln. Als zu akzeptierenden Nachteil ist eben jene Hitzeinsel in Kauf zu nehmen. Wir Grüne haben diese bedrohliche Entwicklung für das Klima in unserer Stadt stets mahnend heraufziehen sehen. Jetzt hat uns K.PLAN GmbH in unseren schlimmsten Befürchtungen bestätigt: „So wird man auch in Datteln in Zukunft damit rechnen müssen, von Hitzebelastungen mit entsprechenden gesundheitlichen Risiken vor allem für ältere Menschen, Kinder und geschwächte Personen betroffen zu sein.“
Infrarotkarte für die Stadt Datteln (Oberflächentemteraturen, Aufnahme Landsat 8 vom 11. 8.2023)
alle Abbildungen aus: Klimaanpassungskonzept der Stadt Datteln, K.PLAN GmbH Bochum
„Gewerbe- und Industriegebiete mit den dazugehörigen Produktions-, Lager- und Umschlagstätten prägen das Mikroklima. Bedingt durch den hohen Versiegelungsgrad kommt es verstärkt zu bioklimatischen Konfliktsituationen. Die insgesamt hohe Flächenversiegelung bewirkt in diesen Bereichen eine starke Aufheizung tagsüber und eine deutliche Überwärmung nachts.“
„Während austauscharmer Strahlungsnächte kommt es bedingt durch den hohen Versiegelungsgrad, die hohen Oberflächenrauigkeiten und geringen Grünflächenanteile zu einer Zunahme der Überwärmungstendenz.“
„Der nächtliche Überwärmungseffekt kann hier eine dem Stadtklimatop analoge Ausprägung erreichen.“
Unter den Annahmen eines weiter andauernden und sich verstärkenden Klimawandels ist damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahrzehnten die starke Hitzebelastung der Menschen in den bebauten Gebieten zunehmen wird. Im Zuge vermehrter und länger andauernder Hitzewellen kann - bei fehlendem Luftaustausch zwischen Freiland und Wohnbereichen - insbesondere die fehlende nächtliche Abkühlung zu einer Belastung des menschlichen Organismus führen. Während langanhaltender Hitzeperioden bleiben die Nachttemperaturen häufig über 20 °C und eine Lüftung zur Kühlung von aufgeheizten Innenräumen ist nicht mehr möglich. Eine neue Hitzeinsel im jetzigen Außenbereich kann diesen Effekt nur verstärken. Selbst durch die Extremwetterereignisse der vergangenen Jahre sind diese Folgen des Klimawandels nicht genügend in das Bewusstsein der Bevölkerung und in den Fokus der kommunalen Verantwortlichen gerückt.
Fazit: Mit ihrem Plan der Industrialisierung der Rieselfelder leistet die Stadt Datteln einen verhängnisvollen Beitrag, die CO2-Emissionen zu erhöhen, anstatt durch eine Reduzierung dem negativen Effekt des Klimawandels entgegenzuwirken.
Wir können nur hoffen, dass die Richter am Oberverwaltungsgericht in Münster dieses „Integrierte Klimaanpassungskonzept für die Stadt Datteln“ zur Kenntnis nehmen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen.