Kinderfeindliche Vorgaben
19.06.2021
Jedem Dattelner Schüler, jeder Dattelner Schülerin ein Platz in einer Dattelner Schule.
Für die Verwirklichung dieses Prinzips haben sich die Mitglieder der Wählergemeinschaft Die Grünen all die Jahre vehement im Schulausschuss und im Rat eingesetzt.
Immer wieder haben wir den Schülertourismus in die Nachbarstädte Olfen, Waltrop und Recklinghausen beklagt und die Beschulung unserer Kinder in unserer Stadt gefordert.
Als eine nachwachsende Generation von SPD-Mitgliedern sich diese Meinung auch zu eigen gemacht hatte, ging es sehr schnell mit der Gründung einer Gesamtschule in Datteln.
Realschule Datteln
Jetzt droht neues Ungemach, dieses Mal aus einer anderer Richtung: dass die Bezirksregierung in Münster den Dattelner Schulen untersagt hat, genügend Fünfte Klassen für alle Dattelner Kinder zu bilden, löst natürlich Ärger aus bei den Betroffenen, den Schüler*innen und ihren Eltern, den Lehrerkollegien und auch bei den Mitgliedern des Bildungsausschusses.
Doch Empörung und Ratlosigkeit helfen uns leider nicht weiter, die verfahrene Situation zu einer kurzfristigen, aber auch zu einer dauerhaften Lösung zu führen. Eine detaillierte Analyse der Situation und umsichtiges Handeln sind gefragt. Eigentlich erwarten wir das von der Dattelner Schulverwaltung, die sehenden Auges in die heutige Katastrophe geschrammt ist. Spätestens im Herbst eines jeden Jahres liegt der Verwaltung die Schulstatistik vor, aus der u.a. zu entnehmen ist, wie viele Kinder sich in der 4. Klasse der Dattelner Grundschulen befinden und voraussichtlich auf eine weiterführende Schule wechseln wollen. Dass diese Statistik in diesem Jahr erst neun Monate später im Bildungsausschuss veröffentlicht wird, heißt ja nicht, dass die Verwaltung die Zahlen nicht kannte und auf der Basis dieser Zahlen ihre Planungen für das Schuljahr 2021/22 hätte vornehmen können. 282 Kinder besuchen die 4. Klassen, jeder Mensch, der pädagogisch tätig ist, weiß, dass 9 Klassen nicht ausreichen werden, um all diesen Kindern ein adäquates schulisches Angebot machen zu können. Diese Zahl ändert sich natürlich von Jahr zu Jahr. 2020 wechselten nur etwa 240 Kinder von den Grundschulen auf die weiterführenden Schulen, da waren jene 9 Klassen sicherlich angemessen.
Und was passiert im nächsten Jahr? Die heute bereits vorliegenden Zahlen (321 Kinder in der 3. Klasse) zeigen, dass diese Zahl der Schulwechsler noch einmal stark ansteigen wird. Wenn sich außerdem die Befürchtung bewahrheitet, dass wegen des coronabedingten Unterrichtsausfalls viele Kinder die fünfte Klasse wiederholen müssen, dürften selbst 11 Fünfte Klassen nicht ausreichen, die größere Nachfrage zufrieden zu stellen. Hier gehört es ausdrücklich zum laufenden Geschäft der Schulverwaltung, schon jetzt nach Wegen zu suchen, um ein verlässliches Schulangebot für alle Dattelner Kinder sicherzustellen.
Es wäre schön, wenn die nachfolgende Einschätzung nicht wahr wäre und wenn sie von den Fachleuten widerlegt würde: Umso lernschwächer ein Kind ist, desto schwieriger wird es für dieses Kind, einen Platz in einer Dattelner Schule zu finden. Vor drei Jahren haben wir lernen müssen, dass die Aufnahmekriterien des Auswahlverfahrens des Gesamtschule rechtens ist, das die Schwächeren Schüler*innen benachteiligt, jetzt lernen wir, dass die Realschule ihre Schulabbrecher nach der 6. Klasse vornehmlich zur Gesamtschule in Suderwich weitergibt.
Fünftklässler fallen nicht vom Himmel, sie haben vier Jahre lang die Grundschulen besucht. Ihre Zahl sollte der Dattelner Schulverwaltung bekannt sein, deshalb liegt es in ihrer Verantwortung, zum Wohle dieser Kinder und ihrer Eltern tragfähige Lösungen zu entwickeln – in Absprache mit den Schulen und der Bezirksregierung. Wir möchten dasselbe Dilemma im nächsten Jahr nicht erneut erleben.