Mieses Spiel um das Wirxel-Haus

Mieses Spiel um das „Wirxel-Haus“?

DATTELN. Eigentlich sollte das denkmalgeschützte Fachwerkhaus saniert werden. Doch nun wird es im Internet zum Kauf angeboten.

Von Sebastian Balint, Dattelner Morgenpost, 17. September 2019


Stadtsprecher Dirk Lehmanski kommt nicht umhin, einzuräumen, dass auch die Stadtverwaltung über die aktuellen Entwicklungen um das geschichtsträchtige Gebäude überrascht ist. Denn das 160 qm große „Wirxel-Haus“ steht aktuell für 159.000 Euro im Internet zum Verkauf. Auf dem anderem Teil des Grundstücks entstehen Eigentumswohnungen.
Wenn Fortschritt auf Stillstand trifft: Im Garten des „Wirxel-Hauses“ entstehen schicke Eigentumswohnungen. Am Fachwerkhaus selbst hingegen tut sich weiterhin nichts.    Foto: © Kalthoff

Dabei wollte der Investor das Haus „herrichten und erhalten“, hatte Stadtplaner Karl-Heinz Marscheider noch im Juni 2016 verkündet. Seitdem ist einiges passiert – zumindest auf einem Teil des Grundstückes. Der Bau der Eigentumswohnungen ist nämlich schon weit vorangeschritten. Das „Wirxel-Haus“ verweilt unverändert im „Dornröschenschlaf“. Und das ärgert den Fraktionsvorsitzenden der Wählergemeinschaft Die Grünen, Theodor Beckmann. Er unterstellt dem Investor ein „mieses Spiel“ mit der Verwaltung.

Im letzten Jahr hat der Eigentümer (Name und Adresse sind bekannt) nämlich eine Teilung des Grundstückes beantragt. Zu diesem Zeitpunkt gingen alle Beteiligten weiterhin davon aus, dass der Investor sich an die Zusage, das Fachwerkhaus an der Marktstrasse 8 zu sanieren, halten würde. Das aktuelle Verkaufsangebot lässt nun aber befürchten, dass diese Zusage hinfällig ist.

Theodor Beckmann geht davon aus, dass die Stadtverwaltung – vorsichtig ausgedrückt – zu gutgläubig war und sich ausschließlich auf das Wort des Investors verlassen hat. Er hätte sich gewünscht, dass die Teilung des Grundstückes und die Bebauung an Auflagen geknüpft worden wäre. Das wäre aber, so teilt Stadtsprecher Dirk Lehmanski auf Anfrage mit, rechtlich nicht möglich gewesen. „Das ist ein privatwirtschaftlicher Vorgang, auf den wir keinen Einfluss nehmen können.“

Beckmann will in dem Vorgehen des Investors eine Taktik erkennen, die eigentlich darauf abzielt, die teure Sanierung zu umgehen. „Der hohe Preis, der für das Haus gefordert wird, lässt doch erahnen, dass er das Haus gar nicht verkaufen will“, so Beckmann. Er gehe davon aus, dass der Investor auf Zeit spiele und darauf wartet, dass der Denkmalschutz aufgehoben wird. Fakt ist: Solange von dem Haus keine Gefahr ausgeht, kann die Stadtverwaltung den Besitzer nicht durch eine Ordnungsverfügung zu Reparaturen an dem Gebäude zwingen.

Was vor allem verwundert: Noch vor wenigen Wochen war der Eigentümer mit Plänen und Zeichnungen im Rathaus vorstellig, wie Lehmanski bestätigt. Dass diese Pläne nun aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr zum Tragen kommen, habe auch die Stadtverwaltung überrascht.


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