Radtour in den Bochumer Norden

Auf Spurensuche …

Zillertal, Tippelsberg und Grummer Teiche

Eine Radtour in den Bochumer Norden

Start und Ziel: Datteln Linde an der Alten Hagemer Landstraße / Ecke Dahlstraße (55 km)


Diese Tour führt über mehrere Zechenbahntrassen, zu romantischen Plätzen an idyllischen Teichen, in ein welliges landwirtschaftlich geprägtes Hügelland und auf den höchsten Berg Bochums, den Tippelsberg. Es muss vorweg gesagt werden: der Aufstieg auf diesen 150 Meter hohen Berg ist auch mit dem E-Bike anspruchsvoll, doch die Aussicht belohnt die Mühe.


Wir starten unsere Tour im Westen von Datteln, an der Alten Hagemer Landstraße, dort wo die Linde steht und die Dahlstraße abgeht. Wir fahren heute über Horneburgs Schloßstraße zur König-Ludwig-Trasse in Becklem, auf der wir Pöppinghausen und den Rhein-Herne-Kanal ansteuern. Hinter dem Yachthafen (15 km) nehmen wir den Kanalweg am Herner Meer zur Schleuse Herne-Ost.


Nach der Querung der Schleuse Herne-Ost biegen wir nach rechts ab, hier gilt es, auf die drei holprigen Querrillen zu achten. Direkt nach der dritten Rille geht es links ab in den Bereich des Kleingartenvereins; dort halten wir uns halblinks, am Ende der Anlage kreuzen wir auf der Langforthstraße den Landwehrbach. Auf dieser Straße erreichen wir - nach der Autobahnunterführung (A 42) – die Zechenbahn Friedrich der Große (noch nicht beschildert), in die wir nach rechts einbiegen.


Ausgehend von zwei bereits zu Bahntrassenwegen ausgebauten Strängen der Zechenbahn auf Friedrich der Große ist im Mai 2019 der erste Teil einer Anbindung in Richtung Zentrum Herne hinzugekommen, die später bis zum Hauptbahnhof verlängert werden soll: ein weiterer kleiner Baustein zu einem immer raddurchlässiger werdenden Ruhrgebiet.

Wir folgen der Trasse bis an ihr heutiges Ende, nach einer links- (Josefinenstraße) und rechts-Abbiegung nutzen wir den Bürgersteig der Horsthauser Straße und unterqueren die beiden Eisenbahnbrücken. An der Ampel folgen wir nach rechts der Horsthauser Straße, die später in die Stammstraße übergeht. An ihrem Ende treffen wir auf die Mont-Cenis-Straße, in die wir nach links einbiegen. Wir queren den Hölkeskampring und später auch die Sodinger Straße. So gelangen wir zur Gysenbergstraße, rechts lohnt ein Abstecher in den wunderschönen Ostbach-Park.

Ansonsten ist unser erstes Ziel, der Gysenbergpark, so gut wie erreicht; über die Straße Am Revierpark und den Parkplatz kommen wir zur Eishalle, linker Hand gibt es Gelegenheiten zur Rast und Einkehr. (20 km)

Der Revierpark Gysenberg im Grenzgebiet zwischen Herne und Bochum war der erste seiner Art im Ruhrgebiet. Wo einst die Kühe weideten, sollte getrimmt und getrabt werden. So hatten es sich die Stadtväter beim Kauf der Flächen im Jahre 1927 vorgestellt. Der Waldpark entwickelte sich zu einem wichtigen Naherholungsgebiet, das von Wanderern und Spaziergängern gerne genutzt wurde. Es gab einen Tierpark, der kostenfrei besucht werden konnte. 500.000 Menschen machten jährlich davon Gebrauch. Auf dieser Grundlage entwickelte der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) ab 1970 eine Landschaft aus Terrassen, Rabatten und Rasenflächen. Wellenbad, Freizeithaus, Sport- und Spielflächen sowie ein Saunabereich kamen hinzu. 

Der Revierpark Gysenberg ist heute ein Freizeitpark für die Bevölkerung der ganzen Region. Seine vielfältigen Angebote zur Freizeitgestaltung werden von der Revierpark Gysenberg Herne GmbH initiiert und organisiert. Die Gesellschafter sind zu gleichen Teilen die Stadt Herne und der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) mit Sitz in Essen.

Nach seiner Einweihung hat der Park sich schwunghaft entwickelt, ist gewachsen und bietet in der Vielfalt der Betriebseinrichtungen von Squash über Eislaufen bis hin zu kulturellen und gastronomischen Angeboten Freizeitmöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Familien. In ihm befinden sich die Eissporthalle, ein Tierpark mit Streichel-Zoo, eine Mini-Eisenbahn, Minigolf-Anlage, Go-Kart-Bahn, verschiedene Sportplätze für Squash, Beachvolleyball, Basketball, Tennis, und ein Freizeithaus. Weite Rasenflächen laden zum Spielen, Sport und Picknicken. Der Gysenberger Wald ist ein bevorzugtes Wandergebiet. Den Kern bildet das LAGO - eine Solewelt mit allen nur denkbaren Möglichkeiten von der Wasserrutsche bis zur Saunawelt. Zahlreiche Cafés und Restaurants laden ein zur Einkehr.

Wir verlassen den Gysenbergpark in westlicher Richtung über eine alte Zechenbahntrasse, der Trasse der ehemaligen Zeche Constantin IV/V. Ohne großartige Beschilderung verläuft sie auf einer Brücke über die Gysenbergstraße und erlaubt zunächst einige Blicke auf den Herner Südfriedhof, bevor der Weg halblinks in den Wald einbiegt und ansteigt. Er kreuzt die Wiescherstraße über eine Brücke und führt auf die Bergener Höhen. Wenn der Weg aus dem Wald kommt, fahren wir zunächst nach links, 100 m weiter nach rechts. Hier oben, auf einer Höhe von 110 Metern, verläuft neben dem kombinierten Rad-/Fußweg ein Reitweg. Nach einer Linkskurve folgen mehrere Einmündungen, die zur Bergener Straße führen. Wir nehmen die größte dieser Abzweigungen nach rechts und kommen in den auf der Höhe gelegenen Bochumer Ortsteil Bergen. Wir biegen nach links ein die Bergener Straße, die wir bis zur Straße Schultesche Heide befahren, hier biegen wir rechts ab, kurz vor dem Jugendheim biegen wir erneut rechts in den Stembergweg ein. Linker Hand liegt der Waldkindergarten Waldmäuse e.V. (23 km)

Auf dem Stembergweg tasten wir uns vorsichtig den steilen Weg hinunter zur Berger Mühle und ins sog. Zillertal mit seinen idyllischen Teichen. Ein kleiner Abstecher an das Südufer des westlichen Teiches lohnt sich allemal.


Am Ende des Stembergweges (25 km) führt uns die Zillertalstraße in südlicher Richtung, vorbei an einem Reiterhof, über die Autobahn A 43 in die Nähe des Tippelsberges. Direkt hinter der Autobahnbrücke biegen wir scharf links in den wassergebundenen Weg ein, eine ehemalige Zechenbahntrasse, der uns zum Nordeingang des umzäunten Hügels bringt. Von hier aus unternehmen wir den etwa 1 km langen, sehr anspruchsvollen Aufstieg – mal rechts, mal links abbiegen, aber immer bergauf.

Der Tippelsberg ist ein künstlich erhöhter Berg im Norden der Ruhrstadt Bochum. Über die Entstehung des Berges erzählen sich die Menschen der Umgebung seit jeher gleich mehrere Geschichten. Eine dieser Sagen beschreibt, dass der Riese Tippulus einst eine lange Reise zu absolvieren hatte. Auf dem Weg stoppte er, um seine Schuhe von Lehmklumpen zu befreien. Und diese Lehmklumpen bildeten fortan den Tippelsberg, der sich heute zwischen den Stadtteilen Riemke, Grumme und Bergen / Hiltrop erhebt, ein Naturgebiet, das zum Spazieren, Bewundern, Entdecken, Spielen, Drachensteigen, Verweilen und Träumen einlädt. In einer Höhe von 150 Metern über NN (40 Meter über Umgebungsniveau) erlebt man insbesondere bei klarer Sicht einen herrlichen und weitreichenden Blick auf große Teile des Ruhrgebiets, das Vonovia-Ruhr-Stadion ebenso wie die Veltins-Arena, die Kraftwerke in Herne-Baukau und Datteln 4, die Kirchtürme von Riemke und Gerthe.

Sein heutiges Aussehen erhielt der Tippelsberg in den letzten Jahren des letzten Jahrhunderts. Mit Beginn der 1980er Jahre (1983) wurde das Gelände wirtschaftlich genutzt. Der Tippelsberg diente fortan als Bau- und Bodenschuttdeponie, wobei insbesondere der Aushub der U-Bahnlinie U35 (zwischen Bochum und Herne) hier deponiert wurde. Nach dem Ende der Aufschüttungen und der zwischenzeitlichen Schließung, in der das Gelände befestigt und bepflanzt wurde, erhielten die Bochumer am 12. Juni 2007 ihren Tippelsberg als Naherholungsgebiet zurück.


Wir verlassen den Tippelsberg über den südlichen Zugang an der Hiltroper Straße. Nach ca. 100 Metern (in Richtung Hiltrop) biegen wir in die Tenthoffstraße ein. Am Ende dieser Gefällstrecke, noch vor dem Kreisverkehr, gelangen wir an eine zentrale Ost-West-Radwegeverbindung im Bochumer Norden, wir folgen ihr nach links an die Grummer Teiche. Diese sind wie eine Perlenkette im Verlauf des Grummer Bachs aneinandergereiht. Wer dem Bochumer Ortsteil Grumme mit seinem traditionellen Gasthof Goeke einen kurzen Besuch abstatten will, der möge dies gerne tun. Ansonsten folgen wir dem ausgeschilderten Weg entlang des Grummer Baches und seinen zahlreichen Teichen bis zur Ederstraße und Werrastraße, hier erreichen wir die Lothringentrasse. (30 km)



Die Lothringentrasse


Ein Hauch Frankreich weht durch den Norden Bochums, denn das Bergwerk ist natürlich nach der Landschaft im Nordosten unseres Nachbarlandes benannt, die zum Zeitpunkt der Gründung in den 1870er Jahren gerade zum Deutschen Reich gekommen ist. Der erste Schacht ging 1880 in die Förderung. In der Folgezeit entwickelten sich vier Schachtanlagen, die alle entlang der Trasse lagen und eigene Gleisanschlüsse besaßen. Die Stilllegung inzwischen als Verbundbergwerk mit benachbarten Zechen erfolgte bereits 1967.




Die reizvolle Route der Lothringentrasse gehört offensichtlich nicht zu den bekanntesten Bahntrassen im Ruhrgebiet, sie liegt ein wenig im Schatten der größeren Bahntrassenwege im Umfeld. Der nördliche Teil wurde frisch ausgebaut und verfügt über eine perfekte Asphaltdecke für Radfahrer. In einem grünen Korridor fahren wir zwischen hohen Böschungen stadtauswärts. Besonders typisch für die Trasse sind die Fernwärmeleitungen, die uns bis zum Heizkraftwerk Hiltrop begleiten werden, das heute auf dem Gelände der Schachtanlage IV der Zeche Lothringen steht.

Der nördliche Teil der Lothringentrasse führt uns in zwei Abschnitten nach Bochum Gerthe: der erste Abschnitt endet am Heizkraftwerk Hiltrop. Die Anlage müssen wir über die Straße In der Grume, dann am Kreisverkehr links und links auf der Dietrich-Benking-Straße (leichte Steigung) umfahren. So erreichen wir den zweiten Abschnitt der Trasse, der in östliche Richtung verläuft. Zwischen Wiesen und Feldern in den zunehmend ländlicher werdenden Vororten von Bochum kommen wir zum Castroper Hellweg. Die alte Brücke über die breite Straße, wo auch die Straßenbahn fährt, gibt es nicht mehr. Wir müssen also vom erhöhten Damm herunterfahren, links an der Ampel die Straße queren und dann über die Rampe auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Fahrt auf dem Bahntrassenweg fortsetzen. In einem Bogen führt die alte Bahntrasse nun um den Vorort Gerthe herum. Am Ende der Trasse blicken wir auf einen Hügel in Verbindung mit Kunst – die konsequenterweise so genannte Landmarke Gerthe. Mit etwa 139 m ü. NN ist der „Gipfel“ etwa 13 Meter über der benachbarten Straße hoch. Drei große Stahlgerüste stehen auf dem Hügel und symbolisieren Schornsteine. Sie sind ein Denkmal an die Hauptschachtanlage I / II / VI der Zeche Lothringen bzw. das Kraftwerk, das tatsächlich drei sehr markante und hohe Schornsteine besessen hat, allerdings an etwas anderer Stelle auf dem Gelände. Wir biegen am Ende dieses Teilabschnittes der Trasse links in die Amtmann-Ibing-Straße, am Kreisverkehr fahren wir über den Parkplatz von Lidl, REWE, Kik und stoßen so auf die Ev. Christuskirche an der Lothringenstraße. Links liegt der Gerther Markt, geradeaus die kleine Gerther Fußgängerzone. Eine italienische Eisdiele und ein empfehlenswertes griechisches Restaurant laden uns zur Rast ein. (35 km)

​Das beschauliche Gerthe (mit heute rund 9000 Einwohnern) liegt auf dem Höhenrücken (Hellweg) zwischen Emscher und Ruhr, bis ins 19. Jahrhundert war es eine kleine Bauerschaft. Seit 1929 gehört Gerthe zu Bochum, im Nordosten der Stadt grenzt es an Herne (-Börnig), Castrop-Rauxel (-Merklinde) und Dortmund (-Bövinghausen). Dieser Teil Bochums ist in Datteln sicherlich nicht jedem genauer bekannt. Zu unrecht!

​Die Entwicklung des Stadtteils Bochum Gerthe ist eng verknüpft mit dem Aufstieg der Zeche Lothringen. Ehemalige Zechensiedlungen, Steigerhäuser mit Jugendstilfassade, eine Seilscheibe auf dem Gerther Marktplatz und einige erhalten gebliebene Zechengebäude erinnern an die große Zeit des Bergbaus in diesem Stadtteil. Dennoch haben sich an seinem Rand auf fruchtbarem Ackerboden Landwirtschaft und Grünflächen erhalten. Weithin sichtbar sind die Türme der denkmalgeschützten Ev. Christuskirche (erbaut 1909/10) und der neuromanischen kath. Kirche St. Elisabeth (erbaut 1912/13). 

Wir verlassen Gerthe über die Hans-Sachs-Straße; an der Ampel halten wir uns rechts (Castroper Hellweg), nach ca. 150 Metern zweigt links die Holthauser Straße ab, die uns auf schnellstem Weg wieder nach Herne führt. Wir folgen der Radwegbeschilderung (roter Pfeil auf weißem Grund) in nördliche Richtung durch Herne-Börnig und an Schloss Bladenhorst vorbei bis an den Rhein-Herne-Kanal. Hier fahren wir aber geradeaus, biegen rechts ein auf den Radweg neben der Pöppinghäuser Straße, ehe wir nach etwa 250 Metern nach links in den Weg einbiegen, der zur Emscher und Brandheide abzweigt und am Hof zur Nieden vorbeiführt. Auf dem Emscherweg, vorbei am Tower und Walkway, danach links zur Brücke unter der Autobahn zur Suderwicher Straße. Der Radweg führt uns bis auf die Höhe von Hölter, dort fahren wir links durch Becklem. Als Rückweg nehmen wir heute mal den Weg über die Becklemer und Beckumer Straße (Posten 17), die Straße Zu den Höfen, die Klosterstraße in Meckinghoven und die Dahlstraße zurück in Richtung Datteln. (55 km)

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