Zechenbahntrassen im Kreis RE Radtour

Auf Spurensuche …
Radtour über die Zechenbahntrassen im Kreis Recklinghausen

Start und Ziel: Neumarkt, Datteln (Länge 56 km)


Zechenbahntrassen verbinden die Städte des Reviers.
Zechenbahnen prägen das Bild des Ruhrgebiets genauso wie Halden und Bergwerkssdiedlungen. Diese Radtour führt über drei dieser Trassen, die in den letzten Jahren vom Bergbau für die Öffentlichkeit freigegeben wurden: die Verbindung von Ewald-Fortsetzung in Oer-Erkenschwick nach Westen mit dem Bahnanschluss in Marl-Sinsen, die Verbindung von Herten-Langenbochum zur Halde Hoheward in Hochlarmark und die König-Ludwig-Trasse von Pöppinghausen nach Becklem. Aus dem alten Kohlenhafen ist längst ein schmucker Yachthafen geworden – mit einladender Gastronomie.

Freie Fahrt für Fahrradfahrer
Das Radfahren auf den Zechenbahntrassen des Ruhrgebiets ist äußerst geruhsam und entspannend: keine störenden Autos, geschwungene Brücken über Straßen, Flüsse und Eisenbahnen, Radfahrer und Fußgänger nehmen aufeinander Rücksicht. Auf höher gelegenen Dämmen blickt man ins weite Land, in den tiefer gelegenen Einschnitten rücken die Sträucher und Bäume ganz nah an die Fahrbahn heran.

Die Strecke führt durch sechs Städte und ist etwa 56 km lang. Einkehrmöglichkeiten bieten sich in der Hertener Ried (20 km), im Restaurant Odysse am früheren Handweiser (31,5 km) und am Castroper Yachthafen (40 km).
Wir verlassen Datteln in Richtung Westen über die Hachhausener Straße; am Ende  biegen wir nach links in den Oelmühlenweg, dort, wo die Radwegweiser die Richtungen nach Norden und Süden anzeigen, streben wir auf dem Feldweg nach Westen gen Prott und Dillenburg und erreichen die Holtgarde. Wir biegen nach links ab, fahren bergab bis zur großen Kreuzung, dort treffen wir rechts auf die Werderstraße, die übergeht in die Straße Im Buschkamp, und radeln bis zur Ewaldstraße; auf ihr steuern wir, vorbei am alten Zechengelände von Ewald-Fortsetzung, zum Kreisverkehr und nehmen die erste Ausfahrt Stimbergstraße, die uns nach etwa 100 Metern – kurz vor dem VHS-Gebäude – zum Beginn der alten Zechenbahntrasse führt, auf der die Kohle von Zeche Ewald-Fortsetzung 1/2/3 bis 1960 zum Bahnanschluss in Marl-Sinsen transportiert wurde. Vorbei am Stimbergstadion fahren wir bis zur Ampelkreuzung auf Höhe der Feuerwache.
Hier (9,5 km) treffen wir auf die auch offiziell so genannte, alleenartig bepflanzte Trasse der „Alten Zechenbahn“ Oer-Erkenschwick,  Da diese autofreie Wegeverbindung von Erkenschwick nach Westen bereits 1960 geplant und auch eröffnet wurde, enspricht der Ausbaustandard nicht ganz dem heute gewohnten Niveau vieler neuer Bahntrassenwege im zentralen Ruhrgebiet. Er lässt sich indes auch bei Nässe ordentlich befahren. Seit kurzem überspannt eine neue Aluminiumbrücke die Recklinghäuser Straße in Oer, so dass die Nutzer dieses Weges wieder gefahrlos die Straße überqueren können.; die alte Holzbrücke aus dem Jahre 1995 war von Pilzen befallen und 2017 abgerissen worden.
An der ehemaligen Zechenbahntrasse in Oer befindet sich die Biologischen Station, im „grünen Klassenzimmer“ können Schulklassen viel über die Natur und die Bergbaugeschichte der Stadt erfahren. Am Rand der Trasse finden sicherlich die Streuobstwiese, die vor allen Dingen große Bedeutung für die Bienen hat, und historische Erinnerungsstücke, die an die alte Zechenbahntradition erinnern, die Aufmerksamkeit der Radfahrer und Spaziergänger. Die zahlreichen Bestimmungstafeln, auf denen viele Informationen über die dort wachsenden Bäume und Sträucher stehen, werden den Radfahrern wohl weniger auffallen. 
Wir fahren die Trasse bis ans Ende, folgen den roten Pfeilen, biegen also ab nach rechts, nochmals nach rechts, dann nach links. Wir passieren die Halde an der Honermann-Siedlung (ehemals Schacht 8 von General Blumenthal), von der aus man übrigens den weiten Blick über Siepen und Marl genießen kann. 
Eingebettet im Naturschutzgebiet Silvertbachtal, entwickelt sich diese kleine Halde General Blumenthal 8 in Oer-Erkenschwick langsam zu einem Geheim-Tipp für Kurzausflügler. Die Halde  ist so unauffällig und so flach, dass man erst auf ihrem „Gipfel“ wirklich glaubt, gerade auf einer Halde zu stehen. Aber oben drauf ist es dann doch plötzlich etwas höher als der Rest der Landschaft und eine Aussicht auf die Umgenung ist garantiert. Eine spektakuläre Landmarke ist hier nicht notwendig. Denn auf dem grünen Berg entsteht durch die ideenreiche Baumbepflanzung ein europäisches Gipfeltreffen. Jeder Vertreter der Baumallianz steht dabei für ein Mitgliedsland aus der europäischen Union. Noch zeigt sich die internationale Allianz etwas verhalten, aber es ist nur eine Frage der Zeit, wenn die noch jungen Bäume die Halde zu einem imposanten Landschaftsbild formen. Bis dahin übernimmt die Obstwiese am Haldenhang, mit seinen ausgewachsenen Bäumen und voller Blütenpracht, die Rolle des grünen Haldenentwicklers ein. Auf der Erhöhung, wo bald eine Sitzbank angebracht wird, hat man einen beeindruckenden Panoramablick. Das macht neugierig und ist ein idealer Ankerpunkt für eine kurze Auszeit.
mehr über diese Halde, die auch den Namen Friedenshalde trägt ...

Wir nehmen die Unterführung unter der Eisenbahnstrecke Recklinghausen-Haltern, folgen der Mühlenstraße nach links und durchfahren Speckhorn in Richtung Mollbeck. Nach Passieren des Cafés Herzlich fahren wir durch die Felder zur Speckhorner Straße, dort links zur Straße Im Riedekamp, die über die Autobahn A43 führt und dann in einer Linkskurve in die Bauerschaft Bockholt, Hape Kerkelings Urheimat. Am Ende diese Straße fahren wir rechts über Im Stübbenberg und Reichensteinstraße mitten durch den Golfplatz, dann über den Löntroper Weg rechts und die Karl-Wagenfeld-Straße links zur Marler Straße. Auf Höhe der Gaststätte Sonderkamp halten wir uns links, kreuzen die Marler Straße, und nehmen den 70 Meter entfernt liegenden Weg zum Heine-Hof in der Hertener Ried. Nach Passieren des Hofes treffen wir auf die Kampstraße, dann die Scherlebecker Straße, die übergeht in die Riedstraße.

In der Ried erwarten neben dem Heine-Hof auch Schulte-Scherlebck, der Brunnenhof, die Gaststätte Schneider und Bauer Südfeld auf einkehrwillige Gäste. Wir verlassen die Ried über die Backumer Straße, die unweit Schneider von der Riedstraße abzweigt. Ihr folgen wir bis zur Zechenbahntrasse „Allee des Wandels“ (24 km; Knotenpunkt 71). Rechter Hand – etwa 1km entfernt – liegt die neu besiedelte Gewerbefläche der Schachtanlage Zeche Schlägel und Eisen, wir folgen der Trasse nach links über 8 km bis zur Halde Hoheward. Es rollt sich hier ganz gut, der Asphalt ist perfekt, die Allee macht seinem Namen alle Ehre: es geht immer wieder leicht bergab (so 1-2%).
Die „Allee des Wandels“ verbindet die Städte Herten und Recklinghausen miteinander. Der Weg nutzt dazu eine Strecke, auf der fast 100 Jahre lang Kohle und Koks transportiert wurden: die Zechenbahntrasse. Wie auf Schienen rollen Radfahrer über die Asphalt-Piste auf der alten Spur des schwarzen Goldes. Und sie können dabei „erfahren“, was die Kohle bereits ersetzt hat oder demnächst ersetzen soll. Ein guter Weg, um durch das Ruhrgebiet zu kommen und dabei auf möglichst wenig Verkehr zu stoßen. Die Halde Hoheward am anderen Trassenende lohnt dank Horizontobservatorium und Sonnenuhr einen Aufstieg. Vom Gipfel aus haben Ausflügler zudem einen guten Ausblick auf die Region.
mehr über die Trasse „Allee des Wandels“ und die Halde Hoheward ...
Die Trasse endet vor dem Zechenbahntunnel (Knotenpunkt 42) unter der Halde Hoheward. Wir nehmen den Weg nach links Richtung Recklinghausen-Hochlarmark und gelangen zum Restaurant Odyssee am früheren Handweiser. Von hier aus folgen wir dem Radweg in Richtung Strommuseum Recklinghausen-Süd (Knotenpunkt 41), von dort fahren wir am Rhein-Herne-Kanal entlang – bis zur Schleuse Herne-Ost sind beide Uferseiten befahrbar - zum Yachthafen Pöppinghausen (Knotenpunkt 38). Hier (40 km) startet die König-Ludwig-Trasse, die über 8,5 km entlang der ehemaligen Schachtanlagen der Zeche König Ludwig nach Norden verläuft und augenblicklich im Nirgendwo an der Horneburger Straße in Becklem endet. (Ein 6 km langer Weiterbau bis nach Oer-Erkenschwick mag eines Tages erfolgen.)
Die König-Ludwig-Trasse bietet besten Radgenuss und gehört zu den attraktivsten und zugleich „ehrlichsten“ Bahntrassen im Ruhrgebiet. Am Startort am Kanal erklären spannende Infotafeln die Geschichte des Hafens und der König-Ludwig-Trasse. Zunächst ist die Wegequalität noch ausbaufähig, später rollen wir aber auf bestem Asphalt. Dabei passiert man immer wieder interessante Bergbau-Exponate. Die Trasse verläuft vorbei an den Zechengeländen von König-Ludwig I/II und IV/V und weiteren Relikten des Industriezeitalters wie der Pechhalle, die zur Teerdestillation der Zeche König gehörte. oder der Fabrik „Waggonbau Heinrich Wilhelm“. Alles ist nicht ganz so rausgeputzt wie auf den bekannten Trassen im zentralen Ruhrgebiet, stattdessen erlebt man das typische, ehrliche Ruhrgebiet.
Den zweiten Bauabschnitt des Radweges ist übrigens mit dem Bau einer neuen Fernwärmetrasse von Datteln nach Recklinghausen durch das Energieunternehmen Uniper Wärme in Abstimmung mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) erstellt worden. Dieser Abschnitt der Trasse überquert die Hamm-Osterfelder Bahnlinie und die Autobahn A2. Insgesamt mussten vier Brücken neu gebaut werden, fünf bereits vorhandene Brücken wurden umgebaut und drei saniert.
mehr über die König-Ludwig-Trasse ...
Nach Verlassen der Trasse fahren wir rechts bis Horneburg, gelangen über die Schloßstraße zur Hauptstraße an der Alten Schlosskirche, wählen den Weg nach links bis zur Straße Im Bollwerk, in die wir einbiegen. Über die Alte Hagemer Landstraße, die Stemmbrückenstraße und die Friedrich-Ebert-Straße kehren wir zurück zum Dattelner Neumarkt. (56 km)
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