In Recklinghausen gibt es eine Vielzahl von Bächen und Gräben, also Gewässer, wie die Wambecke in Stuckenbusch, der Quellbach in Röllinghausen, der Bärenbach in König-Ludwig, der Grullbach in Hochlarmark, der Burggraben in Speckhorn, der Bruchgraben in Essel oder der Oberlauf des Suderwicher Baches. Diese Gewässer und ihre Nebenläufe sorgen dafür, dass die auf das Stadtgebiet niedergehenden Regenfälle abfließen können, ohne größeren Schaden anzurichten.
Der Hellbach
Bei kaum einem anderen Projekt musste die Emschergenossenschaft jedoch so dicht inmitten der Wohnbebauung arbeiten, wie beim Umbau des Hellbaches
in Recklinghausen-Süd. Bis zur Stilllegung der Zeche General Blumenthal Schacht 1 und 2 im Jahr 2003 diente der Bach hauptsächlich der Abwasserentsorgung der Zeche und des Recklinghauser Stadtgebiets.
Der Hellbach, der im Bereich der Recklinghäuser Innenstadt entspringt, fließt in südlicher Richtung durch die Stadtteile Hillerheide, Grullbad und Recklinghausen-Süd. Im Stadtteil Hillerheide mündet der Breuskes Mühlenbach von rechts in den Hellbach ein. Die Mündung des Hellbachs in die Emscher liegt unmittelbar an der Herner Stadtgrenze, gegenüber von Herne-Baukau. Die Länge des Wasserlaufs beträgt 6,7 km, mit Nebengewässern 10 km.
Zwischen 2010 und 2019 sind entlang der Gewässer Hellbach
und Breuskes Mühlenbach
neue unterirdische Abwasserkanäle entstanden, beide Bäche führen mittlerweile komplett sauberes Quell-, Grund- und Regenwasser. An vier Stellen konnte dem Hellbach deutlich mehr Platz eingeräumt werden – in den „renaturierten“ Bereichen schlängelt sich das Gewässer jetzt in vielen kleinen Schleifen durch Recklinghausen. Und weil die neue grün-blaue Infrastruktur auch erlebt werden soll, entsteht am Ufer des Baches eine Wegeverbindung für Radfahrer und Fußgänger: Ein erster, insgesamt 1300 Meter langer Abschnitt des neuen Hellbach-Weges ist mittlerweile fertiggestellt. Im Bereich der Käthe-Kollwitz-Schule entsteht mit dem Blauen Klassenzimmer zudem ein Lernstandort direkt am idyllischen Gewässer.
Auf den Seiten der Emschergenossenschaft gibt die Projektleiterin Ines Budach ihr Resümee: „Die Planung für den Bau eines unterirdischen Abwasserkanals in diesem Bereich war bereits eine große Herausforderung, die Umsetzung dann erst recht. Doch die Strapazen haben sich gelohnt, denn der Breuskes Mühlenbach als Bestandteil des Hellbach-Systems ist mittlerweile bereits seit einigen Jahren komplett ökologisch umgestaltet - ein absoluter Glanzpunkt im Rahmen dieses Projekts. Der Vorher-Nachher-Effekt ist immer wieder ganz toll. Wenn man am renaturierten Bach steht, etwa an der Friedrich-Ebert-Straße, und sieht, wie aus einem in Beton eingepferchten Gewässer wieder ein natürliches Flussbett entsteht und wie die Natur sich dort entfaltet – dann erkennt man einmal mehr, wie sinnvoll und wichtig diese Aufgabe ist.“
Der Bärenbach
Zumindest erwähnt werden soll er, der Bärenbach in Recklinghausen König Ludwig: er entspringt nördlich der Hamm-Osterfelder Güterbahnstrecke am Panhütterweg, ist an das Neubaugebiet Maybacher Heide angeschlossen und fließt nach Süden in Richtung Blitzkuhlenstraße und zum Schimmelsheider Park. Auch der Autozulieferer Hella leitet das auf seinem Terrain gesammelte Regenwasser in den Bach ein. Über den Südpark wird der Bach zur Emscher geleitet; im Unterlauf findet sich aber momentan noch kein Wasser. Die Umbauarbeiten im Mündungsbereich sind im Frühjahr 2020 noch nicht abgeschlossen.
Ebenfalls noch nicht abgeschlossen sind die Umbauarbeiten im Mündungsbereich des Suderwicher Baches
an der Stadtgrenze zu Henrichenburg und am Resser Bach
und Holzbach
in Herten.
Der Suderwicher Bach
Oberlauf und Mittellauf des Suderwicher Baches sind lange umgestaltet: Bereits 2016 wurden die offenen und schnurgeraden Betonläufe des Baches teilweise tief eingeschnitten und stark eingedeicht. Rund ein Jahrhundert lang dienten sie als offene "Köttelbecke", um einen schnellen Abfluss des Schmutzwassers zu erreichen, und lagen wesentlich tiefer als die heutige neue und saubere Trasse des Suderwicher Baches. Die letzten 400 Meter bis zur Emscher wurden jedoch zunächst ausgelassen. Jetzt - 2020-2022 - im Rahmen der ökologischen Verbesserung des Emscher-Hauptlaufes wird die Emscher-Aue auf bis zu 90 Meter aufgeweitet und eine neue naturnahe Trasse des Suderwicher Bachs gestaltet. Im Zuge dieser ökologischen Verbesserung baut die Emschergenossenschaft im Auftrag des Landesbetriebes Straßen.NRW außerdem ein Regenrückhaltebecken südlich der A2 und westlich des Gewässers (also in Fließrichtung rechts vom Bach). Dieses Becken beinhaltet einen Schlammfang und einen Ölabscheider. Die Anlage soll das von der Autobahnoberfläche kommende Wasser auffangen, zurückstauen und das saubere, abgetrennte Regenwasser gedrosselt in den Suderwicher Bach einleiten.
Emscherkunst: Walkaway and Tower
Der hölzerne Aussichtsturm und der schmale Holzsteg, der in Windungen durch die Landschaft zum Turm führt, "Walkway and Tower" des Japaners Tadashi Kawamata, wurden 2010 im Rahmen der Emscherkunst auf einer Anhöhe in der Nähe des Wasserkreuzes von Emscher und Rhein-Herne-Kanal in Recklinghausen installiert. Er trägt ganz bewusst den Charakter des Provisorischen, des Unfertigen und des Vergänglichen. Der lohnenswerte Blick von der Turmplattform vermittelt neue Ausblicke auf das umliegende Gelände. Mit den Jahren ist das Holz verwittert, vor allem die Unterkonstruktion des Stegs ist nicht mehr sicher. Vandalismus tat das Übrige. Der Steg kann nun nicht mehr genutzt werden, der Aussichtsturm ist weiterhin zugänglich. Für den Weg wird der Künstler einen neuen Entwurf erarbeiten.